10. Oktober 2015 – 9. Müggelsee-Halbmarathon

Den Müggelsee Lauf wollte ich schon dreimal laufen

2012:
Da waren 10 km geplant. Allerdings kam den Abend davor meine mittlere Tochter sturzbetrunken nach Hause. Sie war damals 13 Jahre alt. Ich  fassungslos. Nach kurzer Überlegung hatte ich den Notarzt gerufen und es ging ab ins Krankenhaus. Die Nacht hab ich dann dort mit ihr verbracht.
Den Lauf konnte ich somit knicken. (Übrigens ist meine Tochter eine liebe und sehr verantwortungsvolle junge Dame geworden. Glück gehabt.)

2013:
Zweiter Versuch für die 10 km. Ich weiß noch, dass ich mit meiner Kleinsten die Startnummer abgeholt habe. Danach sind alle Erinnerungen weg.
Ich vermute, dass sie krank geworden ist. Wieder nicht gestartet.

2014:
Da wollte ich den Halbmarathon laufen. Den habe ich schon einige Tage zuvor streichen müssen. Schmerzbedingt.

2015:
Der vierte Versuch! Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht endlich klappen sollte. Ich bin gelaufen. Tatsächlich. Nichts kam dazwischen.

Das besondere an diesem Halbmarathon…

…um den Müggelsee war, ich lief ihn allein. Zum ersten Mal war ich 21,1 km nur auf mich gestellt. Weder ein Pacemacer noch eine nette Begleitung an der Seite halfen mir, diese lange Strecke zu überstehen. Nun ja, jammern half hier nix. Denn ganz ehrlich, ich wollte alleine laufen. Ich wollte allein das Tempo finden, halten und mich ab Kilometer 17 durchbeißen, um dann gut ins Ziel zu kommen. Gesagt, getan. Bei bedecktem Himmel und 7 °C bin ich am Müggelsee angekommen. Viele Läufer waren mit mir aus dem Bus an der Haltestelle „Rübezahl“ ausgestiegen. Es war 8.30 Uhr. Ich lief zielstrebig zur Startnummernausgabe und machte mich laufchic. 9:00 Uhr. Noch eine ganze Stunde bis zum Start. Ich war wohl doch etwas zu früh hier gelandet. Na ja, beim nächsten Mal kann ich die Ankunft etwas später einplanen. Was nun? Rumlaufen. Rumlaufen ist nie verkehrt. Sich alles anschauen, Fotos machen.
Das erste Mal aufs Dixi-Klo gehen. Noch gibt es keine Schlange. Ich mache mich ein bisschen warm.
Schon ist wieder Zeit rum und siehe da, mein Lauffreund Mark meldet sich per Whats App.
„Ich bin jetzt da. Wo bist du?“. Wir finden uns. Mark hat eine Freundin dabei. Sie läuft die 10 km Strecke. Der Start über diese Distanz beginnt später. Mark bleibt an der Strecke und feuert sie an, also bestimmt wird er das tun. Wir schnacken noch ein bisschen und dann bringe ich mich in Startposition, denn es ist jetzt 9:45 Uhr. Ich darf Mark meine Jacke, die ich noch zum Warmhalten angelassen hatte, geben. Cool! In der Startaufstellung drängeln sich die Läufer.

Wie viele laufen eigentlich den Halbmarathon?

Für das kleine Terrain sind es ziemlich viele. Es gibt 3 Blocks für den Start des HM’s. Ich entscheide mich für Block 2. Während ich da so stehe, schaue ich immer mal wieder zur Schlange an den Dixi-Klos. Gehe ich noch mal? Ja? Nein? Ja? Nein! Irgendwann kurz vor dem Start des 2. Blocks entscheide ich mich für ein spontanes „JA„! Denn die Schlange ich erheblich geschrumpft. Lieber mit den lahmen Enten im Block 3 starten mit leerer Blase, als bei den mittelschnellen rennen und ständig denken, wäre ich doch mal aufs Klo gegangen! 21,1 km sind eine laaaange Distanz. Gute Entscheidung! Dann: Meine Uhr starten, Musik aufsetzten, kurz konzentrieren, von 10 runter zählen. Der Block 3 startet. Es ist eng hier. Man muss etwas Geduld haben und darf nicht gleich wild losrennen. Es ist Stau – und Stolpergefahr. Verrückt, ich werde unendliche Male überholt. Von wegen lahme Enten! Ich laufe eine Pace von 5:50. Wer sind diese Leute und warum rennen die alle an mir vorbei? Sollten die Schnellen nicht schon längst gestartet sein? Außerdem sehen viele so aus, als wären sie langsame Läufer. Wobei ich das nur denke, schließlich möchte ich ja niemandem zu nahe treten. Ist hinter mir überhaupt noch jemand? Oder kommt gleich der böse Wolf aus dem Wald und frisst den Letzten? Also mich!
Ok, es gibt doch noch Läufer hinter mir. Puh, Glück gehabt.

Es geht links um den Müggelsee herum

Die Wege sind voller Blätter, es ist leicht matschig und rutschig. Kleine Wurzeln und Stolpersteine gibt es auch. Die Strecke bietet alles. Schöne Natur, frische Luft und eben kleine Fallen am Boden. Vorsicht ist geboten. Eine Läuferin beglückt uns auch noch mit einem Schäferhund an ihrer Seite. Muss das sein? Ich finde ein Hund hat bei einem Wettkampf nichts verloren. Wer weiß, warum sie hier mit Hund laufen darf? Ich versuche den beiden aus dem Weg zu laufen. Nach knapp 3,5 km quer durch den Wald erreichen wir den Spree-Tunnel. Das ist für einen Lauf besonders, Treppen runter 100 Meter unter der Spree laufen und dann Treppen wieder hoch. Aber nicht zu schnell. Sonst bin ich gleich auf 180 bpm. Es geht jetzt auf den nicht so schönen Teil der Strecke. Straße. Von Friedrichshagen nach Rahnsdorf.

Meine „Fans“ wollen bei Kilometer 11 warten und mich anfeuern. Mike, Maya, Melitta und ihr Mann Marco. Bis dahin laufe ich gut. Ich bin aber vorsichtig mit der Pace, denn wie es hinten raus dann ausgeht, weiß ich ja noch nicht. Die 10 Kilometer passiere ich bei einer Zeit von 59 Minuten. Bis jetzt läuft alles gut. Meine mentale Stimmung ist gut, körperlich ist auch alles im Lot. Es tut nix weh. Jetzt müsste ich ein bisschen mehr Gas geben, wenn ich noch eine super Zeit laufen möchte. Jedoch bin ich mir da nicht sicher. Doch lieber auf gutes Feeling laufen? Ja, ist besser.

Bei Kilometer 11 …

… stehen sie dann, „meine Truppe“. Ich klatschen sie ab. Melitta macht super Stimmung mit diesen Luft …. naja, diesen Luftdingern…wie heißen denn die bloß? Egal. Alle rufen laut und geben mir ein gutes Feeling mit auf den Weg. Melitta ruft noch „Wir sehen uns im Ziel“. Jupp! Marco steht es paar Meter weiter hinten und klatscht mich auch noch mal ab. Alles ist gut. Jetzt biege ich nach Klein-Venedig ab. Nach zwei kleinen Brücken geht es nun wieder in den Wald. Das ist ca. Kilometer 13. Hier geht es auch immer mal wieder leicht bergab. Super. Ich nehme leicht Speed auf und laufe nun immer um die 5:40. Es geht mir gut. Allerdings freue ich mich jetzt auch auf den vorletzten Versorgungspunkt, bei Kilometer 14, um mein Power Gel einzunehmen.

Zu diesem Zeitpunkt überhole ich eigentlich nur noch

Vielleicht hat mich mal der eine oder andere überholt, aber dann hab ich das verdrängt. Hier sind sie jetzt nun alle, die mich am Beginn des Laufes in Heerscharen überholt haben. Tja, wohl zu schnell losgelaufen, oder? Hier ist jetzt wieder Wald. Links und rechts Wasser. Irgendwann nur noch rechts. Am letzten Versorgungspunkt nehme ich doch noch einen kleinen Schluck Wasser. Dass war, glaube ich ca. Kilometer 17. Jetzt ist „Endspurt“. Noch 4 Kilometer. Meine Musik auf den Ohren berauscht mich. Ich werde immer schneller. Hab immer noch Kraft. Aber trotz allem, die vorsichtige Phase hat überwogen. In unter 2 Stunden komme ich jetzt nicht mehr ins Ziel. Aber das ist auch eigentlich egal. Mittlerweile scheint die Sonne am Himmel, leichte kleine weiße Wolken sind am Himmel. Ich laufe an unzähligen Läufern vorbei. Meine Musik ist super cool. Was will ich mehr? Nichts! Alles ist schön!
Der Kilometer 21 zieht sich dann leider doch etwas und mein cooles Feeling verfliegt für 1000 Meter. Bis ich dann kurz vor dem Ziel wieder meine „Fangruppe“ sehe. Wieder machen die Vier einen Höllenkrawall. Das ist so cool! Jetzt links um die Kurve und ins Ziel!

Geschafft!

Jupiiiii! 2:02:14 ist meine Netto-Zeit. Da gibt es nix zu meckern. Kurz nach dem Ziel sehe ich Mark stehen. Ich falle Mark spontan um den Hals, so happy bin ich! Mark drückt mir meine Jacke in die Hand „Hier, zieh dich warm an.“ Recht hat er! Ich lasse ihn und seine Freundin kurz stehen und besorge mir Wasser und Bananen. Durchpusten und Beine vertreten. Die beiden kommen nochmal kurz zu mir und verabschieden sich. Jetzt muss ich schnell meine Klamotten wechseln. Etwas später treffe ich dann meine „Fangruppe“. Sie sitzen in der Sonne im Biergarten „Rübezahl“. Ich setzte mich dazu. So jetzt Sonne genießen und entspannen … Das machen wir alle zusammen ausgiebig, essen Erbsensuppe, Bratwurst, mancher trinkt ein Bierchen.
Mir geht es super. Wir sind alle zusammen. Schön. Wir schießen auch noch ein paar Fotos und fahren anschließend ins Eislokal „Lavendel“ im Friedrichshain, um dort noch lecker Eis zu naschen…

Was für ein schöner Sonntag! Was will ich mehr? Nichts, alles ist gut!