Bingo Wings

Ich habe die Fotos vom Berliner Halbmarathon gesehen.
Ich strahle glücklich und zufrieden in die Kamera meines Smartphones.
Alles ist gut. Scheinbar …
Bis auf ein Detail, das vielleicht nicht nur ich sehe.

Jetzt kommt´s … Ich habe „Bingo Wings“, auch „Witwen-Flügel“ genannt

Ja, tatsächlich. Es ist nicht zu übersehen. Ich bin schockiert. Oh, mein Gott. Das mir, mit 45 Jahren! Meine körperliche Fitness ist durchaus vorzeigbar: meine Beine schlank und fest. Mein Hintern knackig und sexy. Meine grauen Haare kann ich färben und meinen nicht mehr ganz so flachen Bauch gut verbergen. Die Falten in meinem Gesicht sind eher homöopathisch, immerhin werde ich noch immer 7-8 Jahre jünger geschätzt. Aber, diese wabbel-schwabbel Unterarme. Jeder, der Augen im Kopf hat, sieht die, ganz bestimmt. Ich sehe sie ja auch.
Hilfe! So möchte ich auf gar keine Fall herum laufen. Schon gar nicht, wenn jetzt bald die Tank-Top-Shirt-Saison beim Laufen startet. Alle knackigen Läuferinnen laufen dann topfit mit wunderschönen Oberarmen durch die Stadt. Nur Frau Grimm nicht. Die trägt dann langärmlige Shirts.
Letztes Jahr sahen die Arme noch nicht so labberig aus. Was ist passiert? Mein Bizeps ist gut in Schuss … nur mein Trizeps, der hat sich vollkommen von meinem Körper verabschiedet.

Diesen Schock muss ich erst einmal verarbeiten

Einen Trizeps-Muskel auszubauen ist verdammt harte Arbeit. Jede Frau jenseits der 30 weiß das. Natürlich ist es für Männer auch harte Arbeit. Entschuldigung Jungs, ich wollte euch nicht außen vor lassen. Für uns Frauen ist es jedoch noch härter. Wir können gut mit Fettpolstern und Wassereinlagerungen posen, besonders in und nach Schwangerschaften. Muskeln – das ist bei uns Mädels so eine Sache.Fangen wir an der einen Stelle an und sind total glücklich, wird prompt die nächste Baustelle an unserem Körper sichtbar. Fertig wird da eine Frau mittleren Alters, mit Vollzeitjob, nie. Es ist eine never ending Story – ohne happy end.

Tja, was tun?

Wenn ich jetzt noch Zeit und Kraft in meine Unterarme stecke,

wo nehme ich die her, also die Zeit? Mein Tag hat nur 24 Stunden. Lasse ich dafür die Rückenübungen weg oder die für den Popo-Muskel. Oh nein, nicht die für den Popo. Ich liebe meine Hintern! Der Rücken ist aber auch wichtig. Mein Bauch natürlich auch. Wie oft wird uns Frauen erzählt, dass man auch noch nach drei Kindern ein flaches und durchtrainiertes Vorderteil haben kann. Heidi Klump kann auch, oder?!

Ganz zu schweigen von unseren Brüsten

Die sollten auch stets sexy sein, zumindest sexy verpackt. Natürlich suchen wir auch den Schatten und meiden die Sonne, um keine Falten im Gesicht zu bekommen oder auf dem Dekolleté , was beim Laufen leider ungünstig ist. Sonnencreme lasse ich weg, weil ich keine Lust habe, mir die Creme während des Laufes in die Augen zu schmieren.
Außerdem ist Sonnencreme extrem lästig, sie schmiert einfach grässlich. Vor allem bescheinigen neue Studien, dass wir Menschen hier in diesen Breiten sehr unter Vitamin D Mangel leiden, welches wiederum durch Sonneneinstrahlung auf der Haut gebildet wird.

Um mal wieder zu meinem Primär-Problem zu kommen

Was mache ich mit den Wackel-Unterarmen? Ich werde versuchen, meine Hantel zu benutzen. Die bringt 2 Kilo auf die Waage. Nicht viel, hm. Aber besser als gar nix. Wenn ich dran denke, werde ich sie benutzen. Wenn ich dran denke! Schließlich habe ich genug um die Ohren.

Die abschließende Frage ist: Kann bzw. möchte ich diesen Kampf kämpfen. Ich gegen meinen Körper? Eigentlich kann ich nur verlieren, wenn ich ernsthaft vorhabe mit 45 auszusehen wie mit 25. Selbst wenn es mir gelingen würde. Steht dann George Clooney vor der Tür und geht mit mir aus? Wahrscheinlich nicht!

Mein Mann treibt selbst viel Sport, hält sich fit und freut sich darüber, eine Frau zu haben, die mit ihren 45 immer noch so manchem Mann den Kopf verdrehen kann. Wenn ich jedoch keine Zeit mehr für ihn habe, weil ich ständig im Fitnesscenter bin und doch unterm Strich unglücklich mit mir selbst und meinen Wabbelstellen bin, mache ich auch keine Gewinn.

Als Mitte Vierzigerin werde ich wohl damit leben müssen, keine 25 mehr zu sein.

Und ganz unter uns Frauen und Läuferinnen: mit 25 war ich auch nicht glücklich und zufrieden mit meinem Körper …