Was ist kostbarer?
Was ist kostbarer, das eigene Leben oder das eines anderen Menschen?
Was würde in einer Wagschale mehr wiegen? Es gibt Ereignisse, die so manche Vorstellungskraft übersteigen, auch die eigene. Ich ziehe mein Tuch hoch ins Gesicht und laufe hinaus in den Regen. Das Wetter passt zu meiner Stimmung. Es ist kühl, nass und dunkel. In mir sieht es auch so aus. Vielleicht kann mir ja das Laufen helfen, zu verdauen, was in mir vorgeht.
Nehmen wir an, ich hätte einen Bruder …
mittleren Alters, intelligent, gesund – also mit besten Voraussetzungen und für ein normales Leben gewappnet. Dieser Bruder, nennen wir ihn mal Andreas, bekommt sein Leben einfach nicht in den Griff. Helfe ich ihm? Unterstütze ich ihn oder lasse ich zu, dass er die Konsequenzen trägt, die er selbst verursacht hat? Müssen wir Menschen immer dafür gerade stehen, was wir „verbocken“ oder ist uns manchmal das Glück oder das Schicksal hold?
Nehmen wir einfach mal folgende Geschichte an …
Während ich mit meiner kleinen Tochter bei McDonalds sitze, meinen Arbeitstag und Mayas Schultag Revue passieren lasse, klingelt mein Handy. Meine Mutter ist dran. Sie ist in Tränen aufgelöst und fragt mit schwacher Stimme, ob ich meinen Bruder bei mir für ein paar Nächte aufnehmen könnte. Er hat seine Wohnung verloren, „sitzt auf der Straße“. Ich lasse meine Mutter nicht aussprechen und sage klar und deutlich – „Ja!“. Meine Mutter beruhigt und bedankt sich.
Mein Bruder würde sich demnächst auf den Weg machen. Ich versuche derweil meine beiden erwachsenen Töchter zu erreichen. Schließlich haben wir kein Schloss, in dem wir wohnen, sondern 4 Zimmer. 4 Zimmer für 4 Personen. Meine Jüngste hat nicht mal ein eigenes Zimmer, da sie im Wechselmodell bei mir wohnt und ich mir eine 5 Zimmer Wohnung nicht leisten kann. Mein Bruder muss also in einem der Zimmer oder auf der Couch schlafen. In einer WG mit 3 Erwachsenen Personen ist das durchaus eine Herausforderung.
Keiner meiner Mädels geht ans Telefon
War ja klar. In solchen Situationen ist das immer so! Meine Kleine mümmelt derweil an ihren Chicken Nuggets. Mir ist der Appetit vergangen. Oh mein Gott … 2008 gab es so eine Situation schon einmal. Mein Bruder stand vor dem Nichts. Mit zwei Taschen war er auf die Straße gesetzt worden. Er hatte seine Miete nicht bezahlt, sich um keine Unterstützung bemüht, alles ignoriert und die Welle auf sich zu kommen lassen. Wir alle wussten davon NICHTS.
Ist das die Sorte Mensch, die unter Brücken schläft?
Haben sie es nicht anders verdient? Meine Mutter hat sich damals sehr intensiv um meinen Bruder gekümmert und gegeben, was sie konnte und getan, was in ihrer Kraft und ihrer Macht stand. Was tat ihr Sohn? Um ehrlich zu sein, kann ich das alles nicht mit besonderer Sicherheit sagen, denn ich war nicht sehr in diese Situation involviert und schlussendlich mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt.
Nun, nach vielen mühsamen Jahren für meine Mutter und meinen Bruder, schien es bergauf zu gehen. Andreas hatte eine Wohnung gefunden und ab und zu einen Mini-Job, schlussendlich sogar einen „Richtigen“.
Jetzt kam wie aus dem Nichts der Anruf meiner Mutter …
mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf und mir war schlecht. Irgendwann stand mein Bruder vor meiner Tür. Mittler Weile wussten meine Mädels Bescheid. Er konnte die Nacht im Zimmer meiner Großen verbringen, da sie zurzeit mehr bei ihrem Freund als bei uns lebte. Trotzdem konnte ich ja nicht einfach über ihr Zimmer verfügen, schließlich sind wir eine WG. Meine Kleine schlief immer bei mir, wenn sie die Woche über bei mir war. Mein Zimmer fiel aus, zur Übernachtung.
Da stand er nun. Er sagte nichts weiter. Ich fragte nicht. Es war mir unangenehm und ich fand es für den Moment unpassend. Nur meine Kleine platze mit der Frage heraus, warum er denn seine Wohnung verloren hatte. Weil sie zu teuer war, kam als Antwort.
Nun ja, das wird wohl nur eine Seite der Medaille sein, dachte ich bei mir, sagte aber nichts.
Da ich voraussetzte, meinen Bruder für ein paar Tage zu beherbergen, erklärte ich ihm kurz die WG-Regeln. Die Wohnung selbst war ihm ja nicht unbekannt.
Mir war unwohl in der Gegenwart meines Bruders,
den ich sonst nur zu Familienfeiern, zwei-drei mal im Jahr sah. Sein Geruch, nach zwei Nächten auf der Straße, war zudem nicht gerade förderlich, herzlich aufeinander zuzugehen. Ich schämte mich für meine Distanz und den Wunsch, mich abzugrenzen. Hoffentlich war das Ganze bald wieder vorbei.
Die nächsten zwei Tage vergingen so normal wie möglich. Jeder von uns ging seinem Job und seinen Verpflichtungen nach. Sonst geschah nichts. Sollte ich mit meinem Bruder sprechen oder warten bis er auf mich zuging. Würde er überhaupt irgendwann etwas sagen? Dass er nicht der Mensch war, der Probleme ansprach, lag auf der Hand. Und ich? Herrje?
Ich und Probleme!
Hatte ich nicht gerade selbst mein Leben im Griff? Nicht dass ich mich davor scheute, Dinge beim Namen zu nennen, aber die Bewältigung Selbiger war durchaus schwer für mich. Aber für wen ist es schon einfach im Leben? Im Grunde doch für niemanden, wir alle tragen unsere Lasten, mehr oder weniger sichtbar für andere, auf dem Rücken.
Also, nur Mut Diana!
Nach zwei Tagen spreche ich meinen Bruder an,
wie er sich das nun weiter vorstellt. Er sagt nur, dass er keine Wohnung mehr hat und so schnell keine findet. Ja, klar! Wie auch. Selbst Menschen wie ich finden kaum bezahlbaren Wohnraum in Berlin, wie soll er da welchen finden. Er hatte ja nun auch noch Mietschulden. Kein Vermieter würde ihn haben wollen. Kurz entschlossen teile ich ihm mit, dass er bis Anfang des neuen Jahres bei uns bleiben kann. In der Zeit vor und um Weihnachten soll niemand allein oder auf der Straße sein.
Während die Menschen ihren Einkäufen für die Feiertage nachgehen
und das Leben draußen scheinbar einfach nur wounderful ist, bleibt es bei uns in der WG und ich bei mir, innerlich zwiegespalten. Normalität ist erwünscht, jedoch schwer umsetzbar. Meine mittlere Tochter empfindet das alles als vollkommen in Ordnung. Natürlich kann ihr Onkel hier sein und unsere Gastfreundschaft genießen. Wahrscheinlich ist man mit 19 Jahren so, oder? Bin ich oder sie die Realitätsfremde?
Ich kenne niemanden, der in der Familie einen Obdachlosen hat und mir einen Rat geben könnte. Weihnachten und Silvester gehen vorbei.
Gesundes neues Jahr 2018!
Was wird nun?
Das Telefonat mit meiner Mutter, vor einigen Tagen, hatte mich erneut aus den Angeln gehoben und mich nun veranlasst, laufend meine Gedanken zu sortieren … An dem Tage, als Andreas seine Wohnung verloren hatte, war er bei meiner Mutter aufgetaucht und hatte um ihr Auto gebeten. Das war nichts Außergewöhnliches. Er lieh sich öfter mal den Wagen aus. Dass er in dieser Nacht auf der Suche nach einem Schlafplatz am Steuer einschlafen wird und einen Unfall verursacht, ahnt sie nicht. Das nun habe ich heute erfahren, es erschüttert mich zutiefst und ich fühle mich auch hintergangen. Warum hat er nichts gesagt? Ich beschleunige meinen Laufschritt und laufe gegen den Regen an, als ob ich damit irgendetwas bekämpfen könnte.
Was bewegt einen Menschen dazu, so zu handeln?
Niemandem, nicht einmal der eigenen Mutter davon zu erzählen, was es für Probleme gibt. Scharm? Angst? Ich weiß es nicht! Ich wüsste allerdings, was ich tun würde, wenn es mir so ginge, denke ich bei mir. Weiß ich das wirklich? Wer kann schon sagen, wie er in solch einer Situation handeln würde? Theorie und Praxis unterscheiden sich nur allzu oft. Besserwisser und Klugscheißer gibt es genug auf der Welt. Bin ich auch einer? Mir tut meine Mutter sehr leid. Mein Bruder auch. Jeder für sich. Wer leidet mehr?
Und was kann ich tun? Und hey, was fühle ich dabei …
darf ich auch an mich denken und meine Kinder? Meine Gedanken, meine Gefühle sind ein einziges Durcheinander.
Realistisch betrachtet erntet jeder Mensch was er säht. Darf ich dann also meine Bruder für seine Lage verurteilen und ihm seinen Schicksal überlassen oder reibe ich mich auf, wie meine Mutter es getan hat. Sie hat so sehr gelitten und ging dabei fast selbst zu Grunde.
Ich nehme weiter Fahrt auf, mein Herz rast, mein Atem geht schnell. Der Regen peitscht mir ins Gesicht.
Auf einmal muss ich stoppen. Ich kann nicht weiter. Mein Körper versagt mir den Dienst. Mein Brustkorb verengt sich und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
Langsam Diana, langsam … hole Luft!
Tief atme ich ein. Dann weine ich los. Es geht nicht anders. Ich weine.
Während ich durch den Regen gehe, lasse ich alles raus – die Gewissheit – meinem Bruder nicht mehr, als eine kleine Geste anbieten zu können und ihn dann für sich selbst Verantwortung übernehmen lassen zu müssen.
Berliner Halbmarathon
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor. Aenean massa. Cum sociis natoque penatibus et magnis dis parturient montes, nascetur ridiculus mus. Donec quam felis, ultricies nec, pellentesque eu, pretium quis, sem. Nulla consequat massa quis enim. Donec pede justo, fringilla vel, aliquet nec, vulputate eget, arcu. In enim justo, rhoncus ut, imperdiet a, venenatis vitae, justo. Nullam dictum felis eu pede mollis pretium. Integer tincidunt. Cras dapibus. Vivamus elementum semper nisi. Aenean vulputate eleifend tellus. Aenean leo ligula, porttitor eu, consequat vitae, eleifend ac, enim. Aliquam lorem ante, dapibus in, viverra quis, feugiat a, tellus. Phasellus viverra nulla ut metus varius laoreet. Quisque rutrum. Aenean imperdiet. Etiam ultricies nisi vel augue. Curabitur ullamcorper ultricies nisi. Nam eget dui. Etiam rhoncus. Maecenas tempus, tellus eget condimentum rhoncus, sem quam semper libero, sit amet adipiscing sem neque sed ipsum. Nam quam nunc, blandit vel, luctus pulvinar, hendrerit id, lorem. Maecenas nec odio et ante tincidunt tempus. Donec vitae sapien ut libero venenatis faucibus. Nullam quis ante. Etiam sit amet orci eget eros faucibus tincidunt. Duis leo. Sed fringilla mauris sit amet nibh.
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor. Aenean massa. Cum sociis natoque penatibus et magnis dis parturient montes, nascetur ridiculus mus. Donec quam felis, ultricies nec, pellentesque eu, pretium quis, sem. Nulla consequat massa quis enim. Donec pede justo, fringilla vel, aliquet nec, vulputate eget, arcu. In enim justo, rhoncus ut, imperdiet a, venenatis vitae, justo. Nullam dictum felis eu pede mollis pretium. Integer tincidunt. Cras dapibus. Vivamus elementum semper nisi. Aenean vulputate eleifend tellus. Aenean leo ligula, porttitor eu, consequat vitae, eleifend ac, enim. Aliquam lorem ante, dapibus in, viverra quis, feugiat a, tellus. Phasellus viverra nulla ut metus varius laoreet. Quisque rutrum. Aenean imperdiet. Etiam ultricies nisi vel augue. Curabitur ullamcorper ultricies nisi. Nam eget dui. Etiam rhoncus. Maecenas tempus, tellus eget condimentum rhoncus, sem quam semper libero, sit amet adipiscing sem neque sed ipsum. Nam quam nunc, blandit vel, luctus pulvinar, hendrerit id, lorem. Maecenas nec odio et ante tincidunt tempus. Donec vitae sapien ut libero venenatis faucibus. Nullam quis ante. Etiam sit amet orci eget eros faucibus tincidunt. Duis leo. Sed fringilla mauris sit amet nibh.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!