Auf der Insel Rügen machen Maya und ich Urlaub. Im Ostseebad Göhren verbringen wir die Osterfeiertage. Oma ist auch auf Rügen, auf dem Campingplatz. Wir treffen uns dann, um geimsam Zeit zu verbringen. Hier haben wir schon oft Urlaub gemacht. Vom Frühling bis in den Winter hinein. Die Halbinsel Mönchgut ist mir seit meiner Jugend gut bekannt und hab sie lieb gewonnen. Unser Hotel, vom Bundeswehrsozialwerk, liegt nahe des Nordperds. Mit Selina und Géraldine habe ich hier schon die Ferien verbracht. Das Nordperd – Himmel – wie oft bin ich die Strecke entlang gewandert oder gelaufen. Somit wird es Zeit, diese Strecke auch mal unter meinen „läuferischen Entdeckungen“ im Blog vorzustellen. Das Nordperd wird tatsächlich so geschrieben und bedeutet Vorsprung (slawisch) und ist ein Kap auf Rügen. Das Pendant, das Südperd, gibt es im Süden der Insel, in Thiessow. Dazwischen liegt der Südstrand von Mönchgut und Lobbe. Am Strand von Lobbe gab es früher ein Ferienheim. 1984 haben wir dort in Familie gezeltet. In dem Sommer, der ein Traum war – wir hatten zwei Wochen lang nur Sonne, lernte ich endlich schwimmen. Ich war 13 Jahre jung und war wie in so manchen Dingen, ein spätes Mädchen. Den Sommer werde ich nie vergessen. Es war eines der schönsten Erlebnisse meiner Kindheit. Das kurz als Retrospektive …

1984 Alexander und ich am Lobber Strand

Ferienheim der Volkspolizei in Lobbe

Ein Lauf um das Nordperd ist an sich eine kurze Angelegenheit. Allerdings hat die Strecke es wirklich in sich. Das Streckenprofil ist ordentlich, auf jeden Fall für eine Stadt-Läuferin wie mich. Es geht stets rauf und runter. Das Nordperd ist Steilküste. Hier ist nix flach und eben. Die Verbindung von Wald und Ostsee finde ich wunderschön. Gestartet bin ich am Südstrand, in Höhe des Hotels, welches dem Bundeswehrsozialwerk gehört. Dort geht es sofort bergauf. Ich würde empfehlen den Berg hochzugehen und nicht wie ich, hoch zu laufen. Ich war nämlich dann schon fix und fertig, bevor es überhaupt losging. Macht den Fehler bitte nicht. Vielleicht kommt ihr auch aus der „Stadt“ Göhren, also von oben, dann ist alles entspannt. Gegenüber dem alten Rookhus biege ich in die Hövtstraße ein und laufe immer geradeaus. Die Abbiegung rechts zur Schwedenbrücke, 500 Meter, ignoriere ich erst einmal. Nach knapp einem Kilometer bin ich fast zum Ende des Hövt gelaufen, an dessen Ende steht eine überdachte Picknick-Bank. Von hier hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Ostsee. Nehmt euch den Augenblick und schaut aufs Meer. Ich biege derweil scharf links in den Wald hinein. Ab hier geht es immer geradeaus, dafür jedoch hoch und runter. Der Wald ist wunderschön. Rechts ist je nach Jahreszeit immer das Meer zu sehen. Es duftet auch ganz fantastisch nach Wasser, einer Brise Salz und Wald. Für eine Berlinerin wie mich ist das einfach nur wundervoll.

Bis zum Nordperd an sich ist es ein weiterer knapper Kilometer. Dort könnt ihr wieder kurz innehalten und den Ausblick genießen, vielleicht ein Foto machen. Hier biege ich rechts ab, um das Nordperd zu umrunden. Irgendwann komme ich an eine Kreuzung, an der ich nicht wieder zurück vom Hövt laufe, sondern in Richtung Göhren. Das Wasser habe ich wieder rechts von mir, teilweise ist der Wanderweg immer wieder zurück in den Wald verlegt, weil regelmäßig Teile der Steilküste abbrechen. Wurzeln fordern zusätzlich die Koordination, ganz zu schweigen von den Ab-und Anstiegen.

Ab und zu muss ich kurz innehalten, den Puls absinken lassen, um dann mit Schmackes den nächsten Hügel zu erklimmen. Mir kommen natürlich immer wieder Wanderer entgegen, oft auch ganze Familien. Die haben natürlich Vorrang. Wer hier ruhiger lang laufen möchte, muss ganz früh raus, in der Nebensaison und am Abend die Strecke absolvieren. Ich bin in den Ferien hier und kein Freund vor dem Frühstück zu laufen oder kurz vor dem Abendbrot. Also nehme ich Rücksicht auf die wandernden Familien. Ich bin ja auch nicht auf der Flucht oder auf Bestzeitkurs. Mir genügt es, DAS hier überhaupt zu überleben.

Wanderung am Nordperd mit Maya und Oma

Nach 3 Kilometern bin ich an einer Stelle, wo ich gut umdrehen kann. Wenn ich weiter laufen würde, käme ich in Göhren, unten am Nordstrand, an. Das möchte ich nicht, ich laufe wenige Meter zurück, um dann rechts zum Hövt zurückzulaufen. Dort angekommen, biege ich wieder scharf links ab und lasse die Picknick-Bank rechts liegen und laufe bis zur Kreuzung, wo ich die Wahl habe, zum Nordperd oder nach Göhren zu laufen. Diesmal biege ich gleich in Richtung Göhren ab. Diese Stelle ist verdammt fies. Es geht auf einen Hügel zu, das nicht zu knapp und dann noch links um die Kurve. Ich bin total außer Atem und wahrscheinlich puterrot. Somit gönne ich mir, den Abstieg zu gehen. Das mache ich drei bis viermal, einen Hügel schnell hoch rennen und gehend hinunter „laufen“. Das tut verdammt weh. Mein Körper wird mir dieses Training im Nachhinein danken. Bestimmt. Berg-Intervall-Training ist super.

Der erste Morgen im Hotel

Heute absolviere ich diesen Lauf zum dritten und letzten Mal während meines Urlaubes und ich hoffe, die Auswirkungen demnächst spüren zu dürfen. Ich bitte darum, wozu quäle ich mich sonst so. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich LäuferInnen durchaus für Masochisten halte … Aber das ist ein anderes Thema. Ich komme nach dem Erklimmen von diversen Hügeln wieder an meiner Wendeschleife an und trete den Rückweg an. Ab hier bin ich 5 Kilometer gelaufen und habe bis auf einen Anstieg alle Hügel überlebt. Jäh! Ich sehe aus wie eine Tomate, fühle mich wie Wackelpudding auf zwei Beinen, aber ich bin stolz und glücklich, als ich aus dem Wald hinaus laufe.

Fahrt mit dem Rasenden Roland. Maya hat nicht immer Lust fotografiert zu werden 😉

Jetzt kommt der andere Teil der Strecke, die letzten anderthalb Kilometer. Nachdem ich den Wald hinter mir gelassen habe, biege ich links in Richtung Schwedenbrücke ab, es geht hier ziemlich zügig hinunter zum Meer. Es gibt eine nette Infotafel auf der linken Seite zu diesem Weg und zur Schwedenbrücke. Wer Zeit hat, sollte sich diese Tafel durchlesen. Da ich sie bereits kenne, gehe ich weiter. Das Nordperd war eine Herausforderung und jetzt gleich am Strand zu laufen, wird es auch. Also gönne ich mir eine kurze Gehpause. Schließlich habe ich Urlaub. Am Strand angekommen überkommt mich, wie immer, dieser Schauer von absolutem Wohlfühlen. Ich liebe das Meer, ich liebe das Rauschen, den Duft. Einfach alles … Nach rechts abbiegend laufe ich los, so nah wie möglich am Wasser, um nicht im weichen Sand laufen zu müssen. Am Strand zu laufen ist wunderschön, allerdings nur, wenn der Sand einigermaßen fest ist. Dies ist er leider in den seltensten Fällen … oder in der Werbung … oder in Filmen … da laufen die coolen Typen oft da lang, wo es NICHT elend schwierig ist zu laufen. Klar, würde ja auch dämlich aussehen, wenn sie vor der Kamera einen Eiertanz, wie ich ihn jetzt mache, vorführen würden.

Da ich kein Modell oder Schauspielerin bin, laufe ich also am absolut naturbelassenen, teilweise sehr weichem Strand in Richtung Göhren. Dabei umlaufe ich Steine oder von der Steilküste herabgefallene Bäume. Hier zu laufen ist durchaus nicht trivial. Es gibt tatsächlich eine Warnung, wegen der Steilküste. In Lobbe ist vor Jahren eine Frau, beim Spaziergang mit ihrem Mann, von herabstürzenden Stein und Sandmassen begraben worden. Sie konnte nur noch tot geborgen werden. Während ich hier den Text schreibe, steht groß in den Medien, dass eine junge Frau auf Rügen von einer Steilküste abgestürzt ist. Allerdings kenne ich die Zusammenhänge nicht. Ich laufe nur auf Wegen, die abgesichert oder mit Wahrungen versehen sind. Auf verbotenen Wegen würde ich nicht laufen und anschließend darüber schreiben. Das sei hiermit versichert.

Ich komme dann auch an der oft beschriebenen Schwedenbrücke vorbei. Die Steinhaufen, auf denen einst eine Brücke befestigt war, sind gut zu sehen. Tatsächlich haben die Schweden diese Brücke errichtet, um mit ihren Schiffen hier anlegen zu können. Rügen war ja, wie viele Teile Norddeutschlands, Jahrzehnte unter Herrschaft der Schweden. Vielleicht recherchiere ich noch was zu dem guten Stück und hänge es am Ende meiner läuferischen Entdeckung an. Aber erst mal weiter …

Ich laufe am Strand von Göhren in Richtung Lobbe. Das ist an sich nur ein kurzes Stück, hat es aber in sich. Der weiche Sand fordert mich noch einmal sehr. Schön ist es trotzdem. Die Sonne ist heute wieder draußen, es weht nur eine kleine Brise und die Luft ist einfach wundervoll. Hm … ein Traum … der nach knapp 7 Kilometern für mich am unteren Ende der Straße am Südstrand endet. Hier unten liegen ein paar Fischerboote vor Anker. Dementsprechend sieht der Strand etwas unaufgeräumt aus. Ich störe mich nicht daran, schon gar nicht, weil ich just rechst auf die Straße einbiege und ab hier gehe … Denn ich bin am Ende meines Laufes angelangt. Die Straße führt direkt hoch nach Göhren. Bis dahin muss ich gar nicht. Ich biege vorher in mein Hotel ab und husche unter die Dusche.

Danach gönnen Maya und ich uns einen gemütlichen Nachmittag. Wir gehen, wie jeden Tag, zu Jannys Eis. Ich esse Crêpe mit drei Kugeln Eis, Sahne und Früchten. So ungefähr geht und ging das die gesamte Ferienwoche. Maya möchte immer einen Überraschungsbecher und eine kleine heiße Schokolade. Dabei träumen wir beiden gemütlich und erzählen uns Geschichten, ab und zu auch mit Oma.

Fazit zum Lauf: Der Nordperd-Lauf ist für mich die perfekte Variation aus Berg-Intervall-Training und Natur genießen. Der Lauf an sich ist sehr unterschiedlich gestaltbar und auch ausbaufähig. Es muss ja nicht nur 7 Kilometer sein. Das steht ja dem Läufer offen.

Jeden Tag Jannys Eis 🙂 und danach waren 3 Kilo mehr auf meiner Waage 😉
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