Nr.27 der 33 laufenden Geschichten
29. Juli 2016 – 26. Adidas Runners City Night
Für Luna.
Für meine geliebte Géraldine.
Für meine geliebte Selina.
Für uns!
Es ging alles ganz schnell…
Die Hündin meiner Tochter lief vollkommen unerwartet auf die Straße, wurde von einem Auto erfasst und war auf der Stelle tot. Der Anruf ereilte mich im Café „Ampelmann“ hinter dem Kaufhaus „Karstadt Sport“ am Bahnhof Zoo, in dem ich gerade meine Startnummer für die adidas Runners City Night abgeholt hatte. Auf einmal hört für Minuten die Welt auf, sich zu drehen. Alles steht still und man fühlt nur Leere.
Luna war eine Mischung aus Jack-Russel und Pinscher und erst 1 Jahr alt. Sie wurde damals in einer Mülltonne gefunden, in einer Vollmondnacht, daher der Name „Luna“. Sie wäre beinahe verhungert. Eine Frau hatte sie gefunden, gerettet und aufgepäppelt. Géraldine hat sie dann im November mitgebracht. Es war eine zufällige Begegnung im Friedrichshainer Park, zwischen der Frau und Géraldine. Zwischen Luna und Géraldine war es Liebe auf den ersten Blick.
Nun ist Luna fort …
Géraldine und wir alle sind unter Schock. Wir sitzen noch lange an diesem Freitagabend beisammen, schauen aus dem Fenster, wo eine Kerze für Luna steht … reden … schweigen … und … weinen zusammen. Die Nacht ist furchtbar. Géraldine weint ununterbrochen. Ihre jüngere Schwester versucht, sie zu trösten, darin ist Selina wirklich gut. Bald ist Mitternacht und uns fallen die Augen zu. Wir haben morgen alle ein volles Programm, das keinen Aufschub duldet, trotz dieser Tragödie. Die Mädels müssen Umzugskartons schleppen, in unsere neue Wohnung. Ich muss arbeiten. Für mich klingelt der Wecker 5 Uhr, die Mädels haben zum Glück etwas mehr Zeit.
Als der Wecker mich aus den schlechten Träumen reißt,
wird mir alles wieder vor Augen geführt. Mir ist zum Heulen. Ist unser Leben nicht schon beschissen genug. Müssen wir nicht schon zwangsweise aus unserer Wohnung und somit der vertrauten Gegend herausgerissen werden, weil ich nicht den Mut und die Stärke habe, meinen Ex aus meiner Wohnung zu klagen. Machen uns nicht schon Geld und Zukunftssorgen das Leben schwer? Muss jetzt auch dieses kleine Wesen von uns gehen, unter diesen Umständen? Das Leben ist echt nicht fair! Aber herum heulen hilft ja auch nicht. Also, Kopf hoch und weitermachen!
Ich trinke drei Kaffee,
dusche kalt und mache mich mit dem Rad auf zum Dienst. Die Straßen sind zum Glück am Samstagmorgen 6:30 Uhr sehr leer! Angekommen im Job, warne ich meine Kollegen vor, dass ich heute unpässlich bin. Immer wieder wandern meine Gedanken zu Luna und Géraldine. Mensch Diana, du musst dich konzentrieren! Zwischendurch kommen immer noch Nachrichten von den Mädels rein, die den Umzug zu bewerkstelligen haben. Der Fahrstuhl ist kaputt. Na, super! Murphy’s law!
Beim gemeinsamen Frühstück kommen wir Kollegen ins Gespräch über den City Night Lauf am Abend. Eine Kollegin möchte auch starten, über die 10 Kilometer Distanz. Sie will einfach nur Spaß haben, da sie schon lange nicht mehr gelaufen ist. „Wer Marathon läuft, schafft ja wohl die 10 Kilometer ganz locker.“, sage ich augenzwinkernd zu ihr.
Tja, was mache ich heute Abend?
„Ich werde versuchen meine Bestzeit von 25 Minuten und 32 Sekunden auf der 5 Kilometer Distanz zu knacken.“, sage ich. „Es muss heute wehtun und zwar richtig! Dann geht es mir besser. Ich möchte alles hinauslaufen.“, führe ich weiter aus. Tja, damit ist es wohl beschlossen und es gibt kein Zurück!
Natürlich hatte ich mir schon länger eine neue Bestzeit auf der 5 Kilometer Distanz vorgenommen. Das ist kein neuer Gedanke. Aber! Ich könnte ja auch einfach nur so laufen. Die Nacht war hart. Ich bin müde… ganz zu schweigen von der mentalen Verfassung. Jedoch habe ich das Gefühl, heute bis zum absoluten Limit laufen zu müssen. Wenn ich einen Gegenreiz von unendlicher Kraft erzeuge, geht es mir bestimmt besser.
Am Nachmittag gegen 15:30 Uhr komme ich nach Hause
und falle in meinen Lieblingssessel, trinke Kaffee und rechne mir aus, ob ich noch für eine Dreiviertelstunde die Augen zumachen könnte.
Jup, passt. Mir fallen sofort die Augen zu. Nach einer halben Stunde reißt mich meine kleine Tochter Maya aus dem Schlaf. Sie ist mit ihrem Vater von einer Woche Urlaub nach Hause gekommen. Wir knuddeln uns herzlich und natürlich bleibt sie erst einmal auf meinem Schoß und erzählt mir Geschichten. Irgendwann muss ich ihr erzählen, dass Luna tot ist. Natürlich weint sie. Nichtsdestotrotz wechselt sie schnell wieder das Thema. Mit 5 Jahren ist das noch so und das ist gut so! Es dauert nicht lange und sie und ihr Papa sind noch mal auf Tour.
Jetzt bin ich wieder allein und muss mich sortieren. Viel brauch ich ja nicht anziehen, es ist warm.
Ein paar Klamotten zum Wechseln packe ich ein, etwas Geld, Fahrkarte und mein Smartphone. Wasser nehme ich nicht mit … Das wird sich übrigens noch als ungünstig erweisen. Musik auf die Ohren und los geht es. Endlich bin ich richtig wach. Die Musik geht in meine Beine, mit den Fingern klopfe ich den Takt nach …
Yes City Lauf, heute bist du fällig, koste es, was es wolle!
Meine Gedanken schwenken immer wieder um. Géraldine und Luna tauchen auf. So ein Mist! Warum nur, musste DAS passieren?!
Ich freue mich sehr, meine beiden Mädels nach dem Lauf zu sehen. Sie möchten mich abholen. Den Umzug mit den Kartons haben sie gut überstanden. Trotz nicht funktionierendem Fahrstuhl sind alle Sachen in der neuen Wohnung. Toll, die beiden waren tapfer. Jetzt muss ich noch ran und tapfer sein.
Während der Bahnfahrt nehme ich eine Läuferin wahr. Sie fährt bestimmt auch zum Bahnhof Zoo…
Als die Bahn einfährt
und wir zusammen an der Tür stehen, wünsche ich ihr einen guten Lauf. Sie nimmt das als Gelegenheit, mich zu fragen, ob ich weiß wo es langgeht. Ich sage ihr, dass ich es glaube zu wissen, da ich vor zwei Jahren das letzte Mal gelaufen bin. „Zusammen können wir es ja herausfinden.“, sage ich ihr und biete ihr an, mit mir zusammen zum Startbereich zu gehen.
Tatsächlich ist es nur ein Sprung zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, wo sich der Start-Zielbereich befindet. Es sind schon viele Läufer vor Ort, aber es ist noch nicht zu voll. Wir ziehen uns um und geben die Taschen bzw. Beutel ab. Zuvor machen wir noch gegenseitig Fotos von uns. Ich verspreche Susanne, ihr ihre Bilder per Mail zu senden. Sie gibt mir ihre Adresse. Dann möchte ich doch lieber für mich sein und verabschiede mich von ihr. Ja, ich möchte allein sein … Tränen stehen mir schon wieder in den Augen … Noch kann ich nicht wirklich lange entspannt und freundlich sein. Also, Rückzug … Nachdem ich nun wieder allein bin, schaue ich mich um.
Der Ku´damm ist voller Menschen
Wenn ich sie mir von weitem ansehen kann, tun mir die Massen sogar gut. Ich fühle mich aufgehoben und aufgefangen … so für mich allein … langsam begebe ich mich in den Startbereich. Leider gibt es nirgends die Chance, etwas zu trinken. Das ist äußert ungünstig. Es ist warm und ich möchte sehr, sehr schnell laufen. Beides Bedingungen, bei denen man keinen Durst haben sollte, Frau Grimm! Während ich im Startbereich beim Warm-up bin, grüble ich ein wenig nach: Suche ich mir noch etwas zu Trinken? Frage ich andere Läufer nach Wasser? Beides verwerfe ich kurz und knapp. Tja, Pech gehabt … Ich starte so! … es soll heute sowieso wehtun, warum nicht auch noch Durst dazu? Alles oder nichts! Heute ist ALLES Mist!
Dann wird es genau DAS bringen, was ich mir wünsche:
eine Bestzeit unter mörderischen Bedingungen!
Das Warm-up (von dem ich übrigens nicht viel gesehen habe, weil zu weit weg) ist vorbei und wir Fun-Runner für die 5 Kilometer stellen uns ins Position. Hinter mir steht es junges Mädchen von 11 Jahren, würde ich grob schätzen. Ich frage sie, was für eine Zeit sie laufen möchte. Um die 26 Minuten sagt sie.
Wow! Nicht schlecht! Ihr Vater (?) lächelt stolz. Ich wünsche den beiden viel Glück. Was ich laufen möchte, werde ich gefragt, „Unter 25 Minuten. Eigentlich 24:59 Minuten.“, sage ich nicht ohne Stolz. Wir wünschen uns für den Lauf noch einmal alles Gute, dann läuft der Countdown und bei mir die Gänsehaut über den Körper und die Tränen aus den Augen.
Ich laufe für Luna,
für Géraldine und natürlich für mich und gegen den Schmerz in meiner Brust …. 19:50 Uhr Startschuss!
Sogleich gehe ich in „die Vollen“. Eine Pace von unter 5 muss ich ja definitiv laufen, um die 25 Minuten zu knacken, allerdings ist 4:30 zu schnell. Ich nehme etwas Pace raus und stelle auf meiner Sportuhr lieber auf Zeit um. Ständig nach der Pace zu schauen, würde mich nur nervös machen. Nach aufgeladenen Kilometern und der Zeit zu schauen, ist einfacher, denke ich. Dabei konnte ich nicht wissen, dass es keine Kilometerschilder gibt.
Im Nachhinein schrieb zwar der Veranstalter auf Facebook, es hätte welche gegeben, aber wie ich, haben viele Läufer diese Schilder nicht gesehen. Wo waren sie versteckt?!
Wieder beim Lauf …
nach nur ganz kurzer Zeit sehe ich die kleine junge Dame vom Start. Sie geht! Jetzt schon, nach erst einem Kilometer!? Zu schnell angegangen, möchte ich ihr zurufen. Aber wozu, das weiß sie bereits selber. Ihren Begleiter sehe ich nicht. Hm, er wird schon irgendwo sein und auf seinen Schützling einen Blick haben. Ich laufe ohne Kommentar an ihr vorbei und laufe fokussiert weiter.
Mein Mund ist nach dem 1sten (geschätzten) Kilometer schon trocken
Na super! Das wird taff. Ich laufe, laufe, laufe … und spüre jetzt schon meinen schnellen Herzschlag am Hals. Mein Mund steht offen, damit ich genug Luft ein- und ausatmen kann. Mit geschlossenem Mund einatmen kann ich bei dem Tempo vergessen! Nach geschätzten 2 Kilometern kommt ein Wasserstand. Endlich! Den ersten Stand, kurz nach dem Start, hatte ich nämlich nicht angesteuert. Kurz bleibe ich stehen und trinke in Ruhe meinen Becher Wasser leer und gehe dabei durch die aufstellte Dusche. Was für eine Wohltat!
Nun weiter, liebe Diana! Ich setze mich wieder in Bewegung. Wie schnell ich bin, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nur, dass ich an meinem körperlichen Limit bin. An der Wende des Ku´dammes schnaufe ich schon und denke mir, was mache ich hier? Meine Beine sind gut drauf, meine Herzfrequenz nicht so. Mein Puls ist bestimmt bei 185, mein maximaler Plus liegt bei 194, da ist nicht mehr viel Luft nach oben.
Nicht denken Süße,
lauf … lauf … lauf … lauf … du willst ans Limit, also mach!!!
Immer noch sehe ich keine Kilometerangaben. Kurz nach der Wende müssten 2,5 Kilometer herum sein, denke ich. Gut. Noch etwas mehr als die Hälfte der schon gelaufenen Strecke muss ich jetzt noch einmal bewältigen. Mein Blick auf die Uhr sagt mir: ich bin saumäßig schnell unterwegs, irgendwas mit 11-12 Minuten. Jetzt nur noch den Ku´damm hoch … zwischendurch denke ich zweimal kurz darüber nach, einfach zu gehen, aufzuhören, so mies fühle ich mich. Mein Mund ist trocken, der Atem geht schwer, mein ganzer Körper tut mir weh, ich fühle mich furchtbar schwer … AUFHÖREN!? Bist du irre!? Nein, das ziehst du jetzt durch, du Weichei! Weiter, weiter, weiter …
Ich habe jetzt alles ausgeschaltet
und weiß deshalb auch ehrlich gesagt nicht mehr viel! Irgendwann spüre ich meinen Körper nicht mehr. Als das Lichttor am Horizont zu sehen ist, will ich nur noch da hindurch und angekommen sein. Ich laufe einfach auf die Lichter zu. Ich sehe kein Links und Rechts mehr. Ich winke keinem Samba-Trommler zu, wie sonst, und klatsche niemanden ab, wie so oft. Ich bin, gefühlt, allein auf der Straße und laufe ins bunte Licht … Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, ich bin immer noch extrem schnell unterwegs … 20 Minuten (!!!), das ist sooo schnell, dass ich einen Takt herausnehme, weil ich glaube, sonst nicht durchzuhalten zu können.
Ich bin am Ende, nehme einen weiteren Takt heraus. Wahrscheinlich sind es jetzt noch 600 … 500 … Meter. Wenn ich in dem Tempo weiterlaufe, schaffe ich es, lebendig ins Ziel zu kommen. Die Uhr sagt: 21 und irgendwas, jetzt sind es 22 Minuten und das Ziel ist ganz nah… vielleicht noch 400 Meter… ich kann es nicht glauben, gleich da zu sein und sooo schnell zu laufen.
Ich habe Schaum vor dem Mund, wie ein wildes Tier.
Das Drumherum im Zielbereich sehe ich leider nicht wirklich. Es gibt Cheerleader am Rande, die nehme ich verschwommen wahr … bunte Lichter … jede Menge Menschen … die Digitalanzeige ist in meinem Fokus, die Zahlen „ticken“ weiter und weiter… ich sehe eine große und deutliche 23… als Minutenanzeige.
Es sind noch geschätzte 10 Meter ins Ziel! Oh mein Gott, ich bin da! Ich kann es nicht fassen! Die Sekunden laufen hoch, die 23 Minuten sind gleich rum. Ich habe keine Kraft und auch kein Bedürfnis, die 23 Minuten-Marke zu schaffen. Die letzten 5 Meter GEHE ich in Ruhe ins Ziel. Ich bin vollkommen am Ende, aber glücklich. Die 24 Minutenanzeige beginnt zu „ticken“ … 1 … 2 … 3 … 4 … 5 … 6 …
Ich reiße die Arme hoch,
schaue hoch in den Abendhimmel, sende einen Gruß zu Luna und durchlaufe die Ziellinie mit einer Zeit von 24 Minuten und 7 Sekunden nach 5 Kilometern und mit Tränen in den Augen. Was für eine Zeit! Meine Bestzeit von 2014 mit 25:32 habe ich pulverisiert!
Nach dem Durchlaufen der Zielgerade fällt alles von mir ab. Ich weine hemmungslos, wenn auch leise vor mich hin. Alles habe ich gegeben, alles zurückbekommen. Befreit und glücklich fühle ich mich, bereinigt und sortiert. Gutes und Schlechtes im Leben liegen dicht beieinander. Luna ist gegangen, unser Leben aber geht weiter und es wird trotz allem schön! Versprochen! Das sind meine letzten Gedanken zu diesem Thema an diesem Abend.
Dann setze ich meinen Gang fort und hole mir meine Medaille ab. Vollkommen happy fliege ich regelrecht durch die Gegend. 24:07! Was für eine Zeit! Jeden der mir über den Weg läuft, strahle ich an. Ein „Erdinger alkoholfrei“ hole ich mir ab. Nein, zwei! Im Umkleidezelt telefoniere ich mit den Mädels. Sie sind auf dem Weg zu mir. Ich freue mich auf sie. Ich bin noch ganz zittrig und mir ist ein bisschen schwindelig. Immer schön in Bewegung bleiben und trinken. Ich laufe auf und ab, noch ganz aufgeregt. Es dauert einige Minuten, bis ich mich einigermaßen unter Kontrolle habe.
Während ich mich umziehe,
merke ich, dass ich vollkommen nassgeschwitzt bin, so dass ich Mühe habe, das Top und den Sport-BH auszuziehen. Alles klebt an mir. Meinen Slip könnte ich auswringen. Diesmal habe ich wirklich alles gegeben. Gut, Wechselsachen dabei zu haben. Wenn… es… doch… nur… grrrr… etwas… besser… aus-und anzuziehen wäre…! Puh, geschafft! Ich strahle immer noch über beide Ohren und verlasse auch noch hochrot das Umkleidezelt. Da die 10 Kilometer-LäuferInnen gerade gestartet sind, als ich ins Ziel kam und noch nicht viele von der 5 Kilometer Strecke im Ziel sind, nutze ich die Chance und stelle mich an, um mich fotografieren zu lassen. Zuvor hole ich noch schnell meinen Rucksack.
In einem Container darf man sich kostenlos mit dem Logo der adidas Runners City Night ablichten lassen und der Friedrich-Wilhelm-Gedächtniskirche im Hintergrund. Es dauert nicht lange und ich bin dran. Ein Bier habe ich noch nicht geschafft auszutrinken. Das schleppe ich überall mit hin und muss schauen, dass es nicht umgeworfen wird, auch beim Fotografieren. So, alles schön Bereitstellen. Vorsichtig!
Bitte lächeln,
heißt es dann. Ich pose, so gut ich kann, vor der Fotografin. Sie zeigt mir in Ruhe zwei Bilder zur Auswahl. Cool, dass man mitbestimmen kann, welches Bild man möchte. Dieses bitte. Wird gemacht. Fünf Sekunden später kommt mein Bild aus dem Drucker. Cool! Danach suche ich mir mein Bild noch einmal auf einem Touchpad aus, gebe meine E-Mailadresse ein und schicke mir das Bild selbst online „nach Hause“. Ebenfalls cool! Der neue Sponsor der City Nacht lässt sich nicht lumpen! Gefällt mir.
Als ich aus dem Container komme, sehe ich zufällig meine Mädels! Super Timing. Wir knuddeln uns herzlich. Dann kann ich es nicht länger für mich behalten und platze heraus, dass ich die 5 Kilometer in 24:07 gelaufen bin. Selina und Géraldine jubeln. So jetzt kaufen wir uns etwas Leckeres als Imbiss. Was nur? Süß oder kräftig? Géraldine und ich entscheiden uns für süß – Crêpes. Selina möchte etwas von McDonalds haben. McDonalds? Och nö! Nicht dein Ernst!? Jetzt nicht zum Bahnhof! Wir bleiben kurz an der Gedächtniskirche stehen, um unsere Crêpes fertig zu essen und uns zu verständigen, wo wir lang wollen.
Währenddessen schaue ich mich um,
schließlich bin ich wieder „auf dem Markt“ und sende gern „Pings“, in der Hoffnung, ein „Ping“ zurück zu bekommen. Da sehe ich einen schicken Läufer, der gerade auf uns zukommt. Wahrscheinlich ist er die 10 Kilometer-Strecke gelaufen. Ich fixiere ihn, er mich auch. Komisch denke ich, er lächelt gar nicht. Warum schaut er denn dann so direkt zu mir? Dann steht er direkt vor mir und sagt fragend: „Diana Grimm!?“ – „Ja!?“, sage ich verwundert. „Und du bist?“, frage ich ihn, auf seine Startnummer schauend. „… Steffen.“ … immer noch total perplex.
„Ich kenne deinen Blog und ich weiß, dass du dich freust, wenn man dich erkennt.“, sagt er. Ich glaube, 2-3 Sekunden mit offenem Mund dagestanden zu haben, bevor ich die Sprache wiedergefunden habe.
WOW!
Ich bedanke mich bei ihm, bin ganz gerührt. Das zweite Mal, dass mich jemand anspricht! Ich fasse es nicht. Wir tauschen noch kurz ein paar Worte aus, wie unsere Läufe waren. Ich sprudele sogleich heraus, dass ich neue Bestzeit gelaufen bin, Steffen ist nicht ganz so zufrieden. Wir verabschieden uns dann. Er geht weiter, seine Frau und sein Sohn (glaube ich) sitzen nur zwei, drei Meter weiter von uns. Als er dort angekommen ist, schauen wir drei Mädels uns an und kreischen ganz leise … jääääähhhhh …
Wie cool war das denn! Ich bin erkannt worden! „Mama, Wahnsinn“, sagen die Mädels , ohne Startnummer mit Namen drauf, bereits umgezogen, nur mit meinem „Markenzeichen“ versehen – meinem Piraten-Kopftuch. Wir sind total begeistert! „Mama, du bist cool!“ sagen Selina und Géraldine. Gefühlte 10 Zentimeter größer laufe ich mit den Mädels in Richtung McDonalds am Ku´damm. Dort kauft sich Selina etwas zum späten Abendbrot. Ich warte draußen und schaue den LäuferInnen beim Zieleinlauf zu.
Es dämmert nun schon
In dieser Stimmung ist es wundervoll, ins Ziel zu kommen. Die Lichter kommen nun viel besser zur Geltung. Irgendwann tippen mich meine Mädels an und ich schrecke zusammen. Die beiden freuen sich wie „Bolle“!
„Schön, dass wir hier zusammen sind und lachen können!“, sage ich und sogleich müssen wir alle weinen und dabei fallen wir uns in die Arme …
Traurige aber schöne Geschichte ! Ich hatte dich im Startblock gesehen, als ich meine Kollegin dort reingeschoben hatte. Ich durfte da leider nicht mir rein, da ich eine Startnummer für den 10km Lauf hatte.
Damit ich sie dennoch begleiten konnte, musste ich mich ca. 100 Meter nach dem Start auf die Strecke schummeln.
So eine Top-Zeit wie du sind wir nicht gelaufen, es hatte gerade so gereicht, das ich pünktlich zum Start der 10km wieder am Start war, aber es war eine schöne Veranstaltung,
Lieber Dirk! Manchmal sind dir traurigen Geschichten die Schönsten. Wahrscheinlich weil darin so viele Emotionen abgebildet sind.
Dass du mich nicht ansprechen konntest, war in diesem Moment sogar gut, um ehrlich zu sein. Ich wollte und musste für mich ganz allein sein.
Da wir uns ja nun beim Teletowkanal HM endlich persönlich über den Weg gelaufen sind, ist ja alles gut.
Liebe Grüße
Diana
Liebe Diana,
ab jetzt gehöre auch ich zu den Leserinnen Deines Blogs. Diese Laufgeschichte ist in jeder Hinsicht anstrengend schön. Es ist förmlich zu spüren, wie Du Dich an diesem Tag gefühlt hast, um so mehr freue ich mich, dass Dir der Lauf so gut gelungen ist.
Deine Mami
Es ist schön durch die Familie auf diese Weise unterstützt zu werden. Danke Mami!
Kleine Luna!
Ein trauriger Lauf und trotzdem der emotionalste Bericht für mich , vielen Dank
Liebe Daniela!
Ich habe zu danken, dafür dass du so fleißig meine Geschichten liest! Es ist schön treue LeserInnen zu haben.
Liebe Grüße Diana
Wirklich guter, sehr emotionaler Rennbericht und Glückwunsch zu der Leistung (vor allem unter den Umständen)!
Ich bin die 10 km gelaufen und habe genau zwei Kilometerschilder gesehen, die 6 (zweimal, da man da schon beim ersten Mal lang läuft) und die 8. Das waren so Drahtgebilde aus Leuchtschlauch oder so in der Art. Auf jeden Fall sehr schlecht wahrzunehmen… Da gibt es definitiv noch Optimierungspotential!
Liebe Angelina!
Vielen herzlichen Dank für dein Feedback und deine Gratulation!
Das du „nur“ zwei Kilometerschilder gesehen hast, beruhigt mich ein wenig. Dann habe ich nicht all zu große Tomaten auf den Augen 😉
Liebe Grüße Diana
Immer wieder erfrischend wie toll du schreibst. Ich habe mitgefühlt. Und ja, die 10k sind stimmungsvoller, da es dann wenn ich im Ziel ankomme dunkel ist. 😀
Liebe Silke!
Danke für deinen Kommentar. Es ist wunderschön, ein solches Feedback zu bekommen. Das motiviert mich, weiter zu machen, mit dem Laufen UND dem Schreiben.
Ich stimme dir zu, der Zieleinlauf der 10 Kilomter geht mehr unter die Haut!
Liebe Grüße Diana
Ich prophezeie Dir, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, liebe Diana.
Natürlich wünsche ich Dir dann dafür bessere Umstände.
Lieber Mark!
Danke für deine lieben Worte! Sicher bin ich mir allerdings nicht, ob du recht hast in Bezug auf meine Bestzeiten!
Wir werden sehen!
Liebe Grüße Diana