9. Mai 2015 – 34. Grand Prix von Bern „Die schönsten 10 Meilen der Welt“

Wie lange hatte mich mein Mann gebeten,…

…diesen Lauf mit ihm zusammen zu laufen? 2 oder 3 Jahre waren es auf jeden Fall. Letztes Jahr (2014) hatte ich dann zugesagt. Allerdings hatte ich, wie ich so bin, versucht meinen Kopf in einer Sache durchzubringen. Wir übernachten nicht bei Freunden von meinem Mann, sondern in einem Hotel.
In dem Hotel direkt am Start-und Zielbereich. Das Zimmer hatte ich schon im Sommer Jahres 2014 gebucht. Dummerweise ist ja der Franken jetzt so stark wie nie, was die Schweiz noch teurer macht. Bereits Donnerstag (der Lauf war am Samstag) ging es auf die große Reise, auf die ich Anfang der Woche schon keine Lust mehr hatte, wegen des GDL-Streiks. Mein Mann behielt allerdings einen kühlen Kopf und meinte, das wird schon! Recht sollte er haben. Ich konnte sogar noch für einen Ersatzzug Sitzplätze reservieren. Super.

Also ab nach Frankfurt

Bei den Eltern meines Mannes wollten wir unsere Tochter lassen. Eine Nacht verbrachten wir alle noch zusammen und am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Bern. Mike hatte Sitzplätze in der 1. Klasse besorgt, hinter meinem Rücken und ich habe nichts mitbekommen. Das klappt sonst nie. Meine Überraschung war riesengroß. 1. Klasse fahren finde ich schon sehr schick, gebe ich zu.

In Bern angekommen,…

…tröpfelte es ein bisschen vom Himmel und es wehte ein heftiger Wind. Gut so, dann ist morgen die Gutwetter-Front da. Ein Freund von Mike brachte uns ins Ibis-Hotel. Das Zimmer war winzig, aber sauber und vollkommen ausreichend. Wir konnten vom 9. Stock aus die schneebedeckten Schweizer Berge sehen. Es war wunderschön. Am Abend trafen wir noch andere Freunde von Mike. Sie wohnen direkt in der Altstadt. In einer kleinen Wohnung, eine Wendeltreppe führt in die 2. Etage. Das Bad und das Büro ist ein halbes Stockwerk tiefer. Alles ist alt hier und teuer. Die Gegend ist extrem beliebt, gerade bei jüngeren Leuten. Das bin ich nicht mehr und wollte deshalb hier auch nicht übernachten. Bei Spinatlasagne und Hahnwasser (Leitungswasser) saßen wir lange und plauderten, auch über den Berner Grand Prix. Langsam wurde ich auch ein bisschen nervös. 10 Meilen bzw. 16, 1km Hügel rauf und runter werden kein Spaziergang. Die Aargauerstalgen haben eine Steigung von 9% und sind nur der letzte Hügel, der zu erklimmen ist.

Zeitig genug um auszuschlafen,…

…waren wir im Hotel und hofften auf eine geruhsame Nacht. Das klappte auch prompt! Wach werden ohne Maya war cool. Die Sonne schien fantastisch. Einfach nur Mike und ich beim Frühstück, besser ging es nicht. Alles war ruhig und entspannt. Nach dem Frühstück fielen wir aus dem Hotel und waren schon bei der Startnummernausgabe. Dort besorgten wir uns auch noch ein kostenloses Pacemakerband von ASICS. Welche Zielzeit wir uns vornehmen, wollte die Dame am Stand wissen? 1 Stunde 32 Minuten, dachte ich mir so. Das war eine Pace von 5:40, dieselbe wie beim Berliner Halbmarathon. Das müsste machbar sein. Es waren Steigungen im Lauf drin, aber dafür weniger Kilometer. Also 01:32:00 bitte, zweimal. Das Band war am Arm und weiter ging es. Wir kauften noch ein bisschen Schweizer Wein und Schokolade und machten uns dann wieder auf ins Hotel.Wir hatten noch anderthalb Stunden Zeit, bis wir Ruedi trafen. Mikes Freund, der Fotos von uns an der Strecke machen wollte.

Zweieinhalb Stunden waren es noch bis zum Start ….

Ich hatte mir noch Musik zusammengestellt …

… und ehe ich mich versah … war die Zeit um. Wir trafen Ruedi und sprachen uns ab, wo er uns ablichten möchte.
Er schoß noch ein paar Bilder von uns in guter Laune vor dem Start und machte sich dann auf den Weg. Mike und ich liefen uns ein.

Unser Block 23, startete um 16.38 Uhr. Alle Blöcke sollten hintereinander starten, in einem Abstand von 4 Minuten. Das machte es den Läufern einfacher. Kein Gedrängel am Start! Das machen die Berner wirklich gut. Der Start insgesamt dauerte damit zwar eine dreiviertel Stunde, aber alles war entspannt. So, wir waren dran. Mike wollte mit mir zusammen laufen, versuchen wir es. Ich laufe eigentlich immer gern für mich.

Startschuss

16.38 Uhr. Wir fühlen uns ganz wundervoll, emotional aufgeladen, die Stimmung um uns herum ist es auch. Wir mussten den ersten Kilometer gleich in einer Zeit unter 5 Minuten schaffen, wenn wir unsere Zielzeit erreichen wollten. Das ist an sich auch machbar, da man diese fiesen Aargauerstalgen erstmal runter läuft. Dann auf einmal war man schon im vollen Stadtgetümmel. Menschen über Menschen an der Strecke, Glocken bimmelten, Menschen jubelten, Musik wurde gemacht. Da läuft einem schon mal ein Schauer über den Rücken. Mike hatte es angedeutet. Ich bin ja nun auch schon einige Läufe gelaufen, aber das hier war irgendwie doch besonders!

Es ging über den Fluss „Aare“ in die Altstadt,…

…leicht bergauf. Dort stand auf einmal Sascha, ein Freund von Mike und machte Fotos. Großes Lachen und Winken. Weiter ging es. Mike lief zu dieser Zeit ein paar Meter vor mir. Nebeneinander ist in den engen Straßen nicht machbar und ich musste ab Kilometer 2 auch erst mal einen kleinen Gang runterschalten. Es ging rauf und runter, links und rechts herum. Wo bin ich eigentlich? Egal. Irgendwann sah ich Ruedi an der Strecke stehen, er suchte konzentriert nach uns. Ich winkte wild. HUHU, Ruedi! Es sieht mich und schießt ein paar Bilder.

Ab diesem Punkt wurde es auch für ein paar Kilometer ruhiger. Die Strecke war glatt und ging an der Aare lang. Ich schaute mich auch mal um. Hatte ich da Mike schon hinter mir gelassen? Fällt mir jetzt gar nicht ein. Ich hatte ihn, glaube ich, bei Kilometer 5 eingeholt. Nach meinem Gefühl war ich einen Tick schneller. Ich fragte, ob ich bei ihm bleiben soll, er wirkte auf mich schon etwas geschafft. Er sagte, ich soll meinen Lauf machen. Ich gab ihm einen Luftkuss und trabte weiter. Nur unwesentlich schneller als er, erst mal.

Ab Kilometer 7 wurde es dann wieder hügelig

Der erste von zwei größeren Anstiegen. Es ging in den Dählhölzliwald. Dort standen nicht mehr so viele Menschen, aber die wenigen machten dafür jedoch ordentlich Stimmung. Nach dem Waldstück geht es bis ins Ziel nur noch Berg auf und Berg ab. Das nimmt mir aber nicht im geringsten die Stimmung. Ich klatsche regelmäßig die Kinder am Rand ab und genieße meine Musik auf den Ohren. Weiter, weiter.

Bei Kilometer 14,5 kommen die berüchtigten Aargauerstalgen. Dort nehme ich den letzten Versorgungspunkt natürlich mit. Kurz gehen und dann Zähne zusammenbeißen, lächeln und hoch… Das Ziel erreiche ich nach 01:31:53, 7 Sekunden unter meiner Wunschzeit,
ich bin super glücklich und stolz!

Den Lauf muss ich nächstes Jahr unbedingt nochmal machen!