Vorwort (33 laufende Geschichten)

16. Mai 2009 AVON Frauenlauf Berlin

Ich bin noch nie gern lange gelaufen!

Wenn ich lief, dann gern schnell und kurz. In der Schule liebte ich es zu sprinten und weitzuspringen. Ich wurde häufig zu Schulwettkämpfen geschickt. Die 4 x 400 Meter Staffel war oft ein Pflichtevent. Ich war meist Startläuferin für die Staffel meiner Schule. Das Event selbst war stets aufregend. 400 Meter zu laufen, war eher nicht so mein Ding, weil zu lang. Bei einem Cross-Lauf meines Stadt-Bezirks hatte es mich mal regelrecht von den Beinen geholt. Beim Start wurde gedrängelt und geschupst. Ich fiel hin und zog mir eine Wunde am Kinn zu, die genäht werden musste und bis heute sichtbar ist.

Seit ich auf einem Sportfest der Schule im Weitsprung Gold gewonnen hatte (mit wie vielen Metern, hab ich vergessen!), war auf einmal alles anders.
Ich wurde in den TSC Berlin aufgenommen und trainierte seitdem im Leistungssport sprinten und weitspringen. Es hat nie gereicht, leistungsmäßig durch die Decke zu gehen, aber es hat mir immer großen Spaß gemacht. Besonders cool war es, kostenlos Spikes und Sport-Klamotten zu bekommen und mit denen, wie sagt man heute … zu posen!

Als ich dann 1988 mit der Schule aufgehört habe,

war es auch mit dem Sport vorbei. Die 3 Jahre an der medizinischen Fachschule waren für mich nur noch Pflichtprogramm. Ehrgeiz hatte ich da nicht mehr. Sport habe ich erst wieder mit Anfang 20 im Fitnessstudio gemacht. Step-Aerobic und Gerätetraining. Bis zur Schwangerschaft mit meiner ältesten Tochter Géraldine hatte ich einen ziemlich sportlichen Körper aufgebaut. Lange Strecken bin ich zu diesem Zeitpunkt allerdings immer noch nicht gelaufen.

Dann kam eine lange Zeit komplett ohne Sport

2007 lernte ich dann meinen Mann Mike kennen. Er lief gern und viel, Läufe aller Couleur, bis zu 30 km hatte er schon absolviert. Er besaß ein Laufband, auf dem er trainierte. Dies sollte ich nun auch unbedingt mal tun. Seine Meinung: „Lauf doch mal! Das ist toll. Du hast außerdem eine super Läufer-Statur. Du bist für das Laufen gemacht.“Ich? Laufen? Laufen kann ich ja bestimmt, aber warum sollte ich? Das ist doch so furchtbar langweilig! Irgendwann hat er mich umgestimmt. Wie das dann genau, im Detail, ablief, habe ich allerdings vergessen.

Mein Mann kaufte mir Laufklamotten und Schuhe

und ich lief ab und zu auf seinem Laufband. Im Mai des Jahres 2009 gab es dann einen Tag, an dem ich dachte, ja ich möchte mal einen Wettkampf laufen, einen Straßen- oder Volkslauf, mich mit anderen Läufern messen. Da war er wieder, der Wettkampfgedanke! Der gefiel mir ja schon immer, wie früher auf Sportfesten oder Wettkämpfen meines Sportvereins oder in der Schule. Zufällig gab es auch einen Lauf, ein paar Tage später. Zu dem konnte ich mich anmelden und am Samstag, den 16. Mai 2009 lief ich den allerersten 10 Kilometer Wettkampf meines Lebens …

… beim AVON Frauenlauf im Berliner Tiergarten

Meine Familie begleitete mich dorthin. Es war ein schöner Spätfrühlingsnachmittag. Der Lauf begann 18 Uhr. Eine angenehme Zeit für alle Beteiligten. Der Start war kurz hinter dem Brandenburger Tor. Von dort führte die Strecke am „Großen Stern“ vorbei, hinein in den Tiergarten. Dort liefen wir mittendrin und drumherum, wieder an der „Goldelse“ vorbei, zurück in den Tiergarten, ließen nach knapp 9,5 Kilometer das Brandenburger Tor rechts liegen und liefen auf die Zielgerade zu. Ich weiß noch, wie mein Mann aus voller Lunge rief „Diana, Diana“.

Nach 01:01:35 h war ich im Ziel

Die vielen Menschen, besonders die Väter mit ihren Kindern an der Strecke, haben mich sehr berührt. Die Samba-Trommler und deren Musik an der Strecke beglücken mich immer wieder, bis heute, obwohl der AVON Frauenlauf mittlerweile echt voll ist.
Es war ein so prägendes Erlebnis, dass ich von da an vom Laufsport fasziniert war!

Der Anfang einer Leidenschaft …