9. April 2016 – 37. Pankower Frühlingslauf in Schönholz

Die 12,5 km beim Pankower Frühlingslauf …

… bin ich das letzte Mal 2014 gelaufen.
2015 war ich im Urlaub und konnte nicht teilnehmen, was ich sehr bedauerte.
Denn dieser Lauf ist einer meiner Lieblinge, weil:

– Nicht zu weit entfernt, mit guter Bahnanbindung
– Man läuft im Grünen (die Vögel zwitschern so schön)
– Es ist ein überschaubares Läuferfeld
– Alles ist gut organisiert für solch einen kleinen Lauf
– Einziges, aber für mich zu ertragendes Manko:
es gibt keine vernünftige Urkunde, auch nicht von der Firma „Ziel-Zeit“, die für die Zeitmessung
zuständig ist

Da letzteres den Lauf nicht negativ beeinträchtigt, steht einem gutem Erlebnis ja nichts im Wege. Die Sonne und die zwitschernden Vögel wecken mich. Ich fühle mich entspannt und körperlich fit. Den Berliner Halbmarathon habe ich gut „verdaut“. Somit steht den 12,5 km heute nichts im Wege, die ich per Rundkurs im Landschaftspark Schönholzer Heide absolviere.
Da der Start erst 11.15 Uhr erfolgt, kann ich noch einen trödeligen Morgen leben. Mit Cappuccino und New York Cheesecake (aus der Gefriertruhe) eröffne ich das Frühstück.
Dabei sitze ich am PC (total ungesund, ich weiß!) und schaue in die weite Welt. Es gibt immer noch keine gescheiten Fotos vom Berliner Halbmarathon von mir.
Mist! Zwei Bilder sind sogar komplett verschwunden, die Hotline ruft nicht zurück. Doof! Okay, ich verlasse sie Webseite des Berliner Halbmarathons. Nach dem süßen, lasterhaften Frühstück packe ich meine Sachen. Das muss ich ordentlich machen, denn nach dem Lauf werde ich von meinem Freund Thomas abgeholt, der mich dann zu sich und seiner Frau eingeladen hat. Wir trinken zusammen Kaffee, essen Kuchen (schon wieder Süßes!) und verbringen dann den Nachmittag bei einem gemeinsamen Fotoshooting. Thomas ist ein sehr guter Fotograf, seine Frau Vero im Übrigen auch. Sie steht allerdings diesmal mit vor der Kamera.

Also, zurück zum Ausgangspunkt: Taschen packen.
Taschen zu packen ist nicht meine Stärke. Nie weiß ich wirklich, was ich einpacken muss oder möchte. Es ist immer ein kleines Drama des täglichen Lebens. Irgendwann ist das Drama aber beendet und ich lege ein zweites, gesundes Frühstück ein. Dabei schaue ich auf die Uhr und denke … shit! Es ist bereits 9:45 Uhr. Das wird jetzt ein Turbofrühstück. Meinen Toast mit Käse schiebe ich mir zwischen Aufräumen und Zähneputzen in den Mund. Na ja, fast in der Reihenfolge. Tasche und Rucksack schnappen und ab die Post. Kurz nach 10 Uhr muss ich meine U-Bahn bekommen und eine halbe Stunde vor dem Startschuss am Bahnhof Schönholz zu sein. Dann bin ich aber erst am Bahnhof und nicht am Sportplatz KSV 90 Pankow. Allerdings ist der nicht weit weg. Ich bekomme meine Bahn und es bleibt zuvor auch noch Zeit für den Kauf einer Fahrkarte. „Schwarzfahren“ ist nicht richtig!

Mit Musik in den Ohren …

… stimme ich mich während der Fahrt auf meinen Wettkampf ein.
Das Wetter draußen ist ein Traum. Die Natur erblüht gerade in vollen Zügen. Alles wird grün.
Der Frühling ist da, wunderschön. Beschwingt und im zügigen Schritt laufe ich vom Bahnhof zum Sportplatz an der Schönholzer Heide. Es gibt schon ein buntes Treiben von Läufern.
Ohne eine Minute Wartezeit hole ich mir meine Startnummer, die „18“.
Blöde Zahl, könnte ich nie aussprechen mit meinem Sprachfehler, muss ich ja aber auch nicht, ehrlich gesagt.
Auf einmal sehe ich Gritta und Steffen, Lauffreunde von mir. Die beiden habe ich seit der Winterpause unseres Lauftreffs nicht mehr gesehen. Wir begrüßen uns herzlich.
Natürlich waren wir sporadisch per www oder Whats App in Verbindung, aber real ist immer besser, klar! Wir quasseln kurz miteinander und ich verschwinde dann erst mal in der Umkleidekabine. Das kleine Räumchen ist schon ziemlich belegt mit Klamotten. Ich finde aber noch ein kleines, freies Fleckchen. Meine „18“ bringe ich an und dann ab nach draußen …

Ich trete durch die Tür nach draußen und wer lächelt mich da an? Mark! „Hey, was machst du denn hier?“ frage ich ihn und knuddel ihn dabei gleichzeitig.
So eine Überraschung! Mark läuft am Abend den Halbmarathon beim „Airport Night Run“ mit und hat sich die Zeit genommen, mich an der Strecke anzufeuern. Das ist wahre Freundschaft, cool! Ich überfalle ihn gleich mit meinem Gequassel, Mark ist das gewöhnt und nach außen hin total entspannt, dabei laufen wir durch den Startbereich. Es sind noch 10 Minuten bis zum Start. Richtig warmlaufen kann ich mich jetzt sowieso nicht mehr. Das spazieren mit Mark muss jetzt reichen. Uns laufen nochmal Gritta und Steffen über den Weg, beide sind noch mit sich beschäftigt. Ich sehe sie später beim Start. Tja, was möchte ich eigentlich für eine Zeit laufen?
12,5 km in 5 Runden a 2,5 km. In jeder Runde muss man einen Hügel erklimmen. Der ist nicht sehr hoch, aber anstrengend und zeitraubend. Hm, …. somit wird 1: 10 wohl eine gute, realistische Zeit sein.

Mark bitte ich gleich noch,…

…ein paar Bilder von mir zu machen, die brauche ich ja immer für meine Laufgeschichten.
Ich drücke ihm dann mein Handy in die Hand , auch meine Jacke, die er liebenswürdigerweise bei sich behält und gehe zum Start. Dort treffe ich nochmal Gritta und Steffen. Zusammen warten wir auf den Startschuss, der nicht lange auf sich warten lässt. Ab geht die Post.Ich laufe wieder ohne Musik. Daran könnte ich mich durchaus gewöhnen. Bis vor kurzem undenkbar ist es Mittlerweile kein „no go“ mehr. Im Training ist mir Musik immer noch sehr wichtig, im Wettkampf nicht mehr. Ich starte mit einer Pace von knapp 5:30.
Unheimlich viele Läufer rennen an mir vorbei. Das kenne ich ja und es macht mir keine Angst mehr. Ich bin definitiv nicht langsam und lasse mich nicht verrücktmachen.
Das mit der Pace-Anzeige bringt mir nicht soviel, finde ich nach einer Weile. Auf Zeitmessung umzustellen bringt nichts, da ich meine Zeit nach der Runde angezeigt bekomme.
Also switche ich auf Pulsanzeige um.

Gut.
Ich möchte auf den ersten Kilometern auf keinen Fall in den anaeroben Bereich kommen. Das muss nicht sein. Zum ersten Mal muss ich, wie alle anderen Läufer auch, das Hügelchen hoch. Alles ist gut. Na ja fast. Meine Waden sind schon noch etwas schwer bzw. fest, die linke besonders. Aus diesem Grunde ist es auch absolut sinnvoll, unter der Schwelle zum anaeroben Bereich zu bleiben. Ich muss auch ab und zu einen Schritt herausnehmen, um bei meiner eigenen Vorgabe zu bleiben. Die ersten 2,5 km laufe ich in 13 Minuten. Das ist gut, an sich sehr gut.Wenn ich das Tempo durchhalte, wird das eine gute Zeit. Ich sehe kurz nach dem Zieleinlauf, auf der linken Seite, Mark, der mir zuklatscht. Mit einem breiten Lächeln und winken bedanke ich mich.
Einen kleinen Schluck Wasser nehme ich mir und dann ab auf die „letzten“ 10 km. Mein Puls liegt knapp um die 170, plus minus 3. Alles gut. Anaerob wird es erst ab 177.

Die 5 Kilometer …

… schließe ich bei 27 Minuten ab. Mark und ich grüßen uns herzlich, das Wasser lasse ich weg. Es geht mir gut. Obwohl ich zugeben muss, ganz easy laufe ich nicht. Es ist schon ziemlich anstrengend. Aber was erwarte ich eigentlich? Schließlich ist es ein Wettkampf und kein Sonntagsspaziergang. Durch die vielen Kurven, Berg rauf und runter, kommt auch kein „Flow“ zustande. Gerade Strecken sind angenehmer, klar. Also jetzt mal nicht so streng sein.
Ich laufe immer noch vorbildlich im 170er Bereich. Vor mir ist fast keiner mehr zu sehen, nur weit weg. In der dritten Runde überholt mich der Führende. Wow!
Ich bezwinge den Hügel ein drittes Mal und genieße die abschüssige Strecke in Richtung 7,5 km, die ich bei ca. 41 Minuten passiere. Wieder ruft mir Mark ermunternd zu und ich winke zurück.

Ich fühle mich immer noch gut. So, nun noch 5 Kilometer. Ab hier beschließe ich mehr Tempo zu machen, ich hab noch Reserven. Von mir aus kann es jetzt über die 177 gehen. In dieser Phase überholt mich eine kleine Gruppe, eine Frau und zwei Männer. Die Dame trägt ein rotes Shirt von der Berliner Sparkasse. Eine ganze Weile läuft sie vor mir. Irgendwann überhole ich sie wieder, aber nach nur einer Sekunde ist sie wieder vor mir. Na gut. Ich dachte, wir wechseln uns mal ab mit dem Windschatten. Dann eben nicht. Eine Weile laufe ich hinter ihr her.
Einen zweiten Versuch starte ich noch und setze mich vor sie, schließlich glaube ich einen Schritt schneller zu sein. Eine Sekunde später ist sie wieder vor mir.
Vielleicht mag sie es nicht, wenn sie jemanden vor der Nase hat und braucht mich als Windschatten nicht. Soll es ja geben. Ich lasse mich wieder hinter sie fallen.
Kurz vor Kilometer 9 kassiere ich sie dann jedoch endgültig und passiere bei 54 Minuten die 10 Kilometer. Mark hält sein Handy in die Höhe und lichtet mich wahrscheinlich (nach den Fotos muss ich noch fragen) ab. Ich jubel ihm zu und laufe beschwingt in die letzte Runde. Allerdings nun auch schon durch den Mund und nicht mehr entspannt durch die Nase atmend.
Ich fühle mich wie eine Dampflok, aber in guter Spur!

Einmal noch muss ich dieses Hügelchen bezwingen, einmal noch dem Streckenposten mit Musik dabei, der kurz vor dem „Aufstieg“ steht, zulächeln. Puh …geschafft und runter …
Ich sage zu mir im Stillen: „Jipi“ jetzt nur noch ins Ziel ….Ein bisschen drücke ich noch auf die Tube. Im Kopf beginne ich mir meine Zielzeit auszurechnen. Das verbiete ich mir aber gleich wieder, weil sowieso nur komischen Zahlen rauskommen und es auch sinnlos ist zu rechnen. Schließlich sehe ich es ja nachher! Ich laufe am letzten Streckenposten vorbei und grüße ihn auch freundlich (Schließlich sehe ich ihn zum letzten Mal!) Er grüßt überrascht, aber auch freundlich, zurück. Jetzt ist es nicht mehr weit. Ich passiere noch einen jungen Mann, er ist ziemlich fertig. Sein Versuch sich an mich ranzuhängen, wozu ich ihn freundlich aufgefordert habe, scheitert. Nach wenigen Schritten höre ich sein Schnaufen nicht mehr.
Das 2 km Schild kommt, jetzt sind es nur noch 500 Meter. Endlich. Jetzt will ich auch nur noch ankommen. Eine Läuferin, mit langem schwarzhaarigen Pferdeschwanz, kassiere ich nicht mehr vor dem Ziel. Einen Sprint riskiere ich auf dem stolpersteinigen Weg ins Ziel nicht. Wozu? Bei 1:07:35 komme ich ins Ziel. Eine tolle Zeit. Ich bin glücklich!

Mark begrüßt mich. Steffen, der natürlich vor mir im Ziel war, auch. Wir knuddeln uns alle. So, Jacke überziehen, Blume in Empfang nehmen, Urkunde mitnehmen, Tee holen und etwas spazieren und Luft holen. Dann geselle ich mich wieder zu den beiden Jungs, um Gritta mit tosendem Beifall im Ziel zu empfangen. Sie freut sich sehr über ihre Zeit, beim allerersten Lauf ihrer Saison. Wir machen noch Fotos und verabschieden uns dann zügig voneinander, da ich ja noch weiter muss und Mark seinen Halbmarathon am Abend zu absolvieren hat.
Endlich scheint auch wieder kräftig die Sonne, die kurzzeitig hinter Wolken verschwunden war und für eine unangenehme Kühle gesorgt hatte.
Am Straßenrand wartet Thomas in seinem Auto auf mich. Wir fahren zu ihm und seiner zukünftigen Frau, zum Kaffeetrinken …