15. Mai 2016 – BIG 25 Berlin
An diesem Morgen war ich sehr zeitig wach,…
…noch vor dem Weckruf meines Handys. 6:15 Uhr war es, als ich auf die Uhr schaute. Draußen war es schon hell. Klar! Es ist Mai. Der Wonnemonat des Jahres. Genauer gesagt Pfingstsonntag, der 15. Mai 2016. Heute nun wollte ich meine persönliche Kilometer-Schallmauer durchbrechen. 25 Kilometer sollten es sein. Beim BIG 25 von „Berlin läuft!“. 25 Kilometer, so weit war ich noch nie gelaufen. Das Training dazu hatte ich absolviert. Einen Zwei-Stunden-Lauf im MDL mit Mark, einen Zweieinhalb-Stunden-Lauf allein als LDL kreuz und quer durch den Treptower Park und den Plänterwald, das normale Training natürlich nicht vergessend, Krafttraining im Fitnesscenter, der „After-Work-Run“ der AOK Nordost im Friedrichshainer Volkspark und jede Menge Läufe allein. In der Woche vor dem Lauf hatte ich leider noch eine Magenspieglung über mich ergehen lassen müssen, die jedoch gut verlief und meine „Never-Ending-Story“ – die Trennung meines Mannes und mir.
Somit war der Lauf nicht nur eine Hürde in Bezug auf die Kilometer, die es zu nehmen galt, sondern auch trotz allem am Ball zu bleiben, den Mut nicht zu verlieren und an sich zu glauben, egal was kam und noch kommen würde. Große Ziele!
An diesem Morgen war es kalt draußen, sehr kalt
Es sollten maximal 9°C werden. Wind war angesagt und Regen. Bestes Wetter, um es sich und dem Wetter zu beweisen, wie taff man ist! Somit fiel die Auswahl der Laufkleidung nicht schwer. Lang. An Armen und Beinen, vielleicht sogar noch eine regenfeste Weste. Mal sehen. Erstmal einpacken. Mein Frühstück fiel süß und rustikal aus. 2 Scheiben Vollkorn-Knäckebrot mit Nutella und 2 Tassen Cappuccino. Mhh, lecker. Da ich alles gepackt hatte und nicht zu Hause herumsitzen wollte, machte ich mich auf den Weg zum Ostbahnhof. Mark hatte mir wieder die Fahrverbindung herausgesucht und sollte viertel nach 8 Uhr mit der S-Bahn einfahren, in die ich dann mit einstieg. Natürlich war ich wieder zu früh auf dem Bahnsteig und somit zog ich wieder mit Musik in den Ohren meine Kreise und stimmte mich auf den Lauf ein.
Mit einer 6er Pace wollte ich die 25 Kilometer laufen
Auf Zeit zu laufen war keine Option, da ich einen höllen Respekt vor der Länge des Laufes hatte. Schließlich war bis dato die Halbmarathon-Distanz mit 21,0975 km das längste, was ich je gelaufen war. Erschwerend kam hinzu, dass es vom Kilometer 20 an immer ganz leicht bergauf ging. Das war nicht zu unterschätzen. Gut. Alles klar. Meinen Plan fand ich nach nochmaligem Durchdenken immer noch richtig. Die S-Bahn fuhr ein. Mark saß drinnen. Ich setzte mich dazu. „Guten Morgen!“ „Alles klar?“. Ja!“ kam von uns beiden, nachdem wir uns herzlich begrüßt hatten. Wir tauschten während der Fahrt den neuesten Klatsch und Tratsch aus und erzählten uns gegenseitig, wie wir es beim Lauf angehen lassen wollten. Mark wollte auf Zeit laufen. Die 25 Kilometer unter 2 Stunden zu absolvieren, war sein großes Ziel. Tja, ich würde dann wohl eine halbe Stunde später im Ziel eintreffen. Da waren Welten dazwischen … in der Zeit hätte Mark noch zum Friseur und zur Maniküre gehen können.
Am Olympiastation eingetroffen,…
…steuerten wir am Osttor die große Eiche an. Dort wollten wir uns noch mit Barbara treffen, einer Läuferin aus unserer „After-Work-Run“ (AWR) Gruppe. Es war kurz nach 9 Uhr. 10 Uhr war Start. Dort angekommen strahlte die Sonne unter einigen Wolkenlücken hervor. Es sollte sich erst einmal aufklaren und sonnig werden, während des Laufes aber zu regnen beginnen. Es war kalt. Wir suchten einen Platz, wo uns direkt die Sonne auf den „Pelz“ schien.
Während ich dort so herumstand, Mark war kurz weg, traf ich meinen Freund Davo, ein alten Schulfreund meines Mannes, der jedoch seit langem mehr mit mir, als mit meinem Mann unterwegs war. Er lief über die 10 Kilometer Distanz. Wir schnackten noch ein bisschen über dies und das. Dann verabschiedete er sich. Er wollte für sich allein starten und auch laufen. Na dann, alles Gute Davo! Mark war zurück und Barbara traf auch ein.
Dann waren wir drei schon die komplette Truppe für den Tag und machten uns somit auf, das Gepäck abzugeben, uns warm zu machen und die örtlichen Toiletten aufzusuchen. Zuvor machte ich noch ein paar Bilder vom Osttor. Die olympischen Ringe und der blaue Himmel mit den weißen Wolken luden herzlich dazu ein. So, nun aber los …
Uns wehte am Stadion ein heftiger Wind um die Ohren
Dadurch wurde einem gleich noch kälter. Ich werde wohl doch mit wind-und wasserfester Weste laufen. Der Gedanke an den kalten Wind und den dazugehörigen Regen im Laufe des Tages, ließen mich noch mehr frösteln. Da ich nicht auf Zeit lief, wäre wahrscheinlich auch das Schwitzen überschaubar. Lieber etwas zu warm als zu kalt angezogen. Nach dem Aufwärmen, Gepäck abgeben und dem Toilettengang machten wir uns auf zum Start. Währenddessen trafen wir immer wieder bekannte und befreundete Läufer. Ja, die Läuferwelt ist klein. Mark verkrümelte sich schon zeitiger. Er wollte sich in seinen Block 2 stellen, um schnell auf die Strecke zu kommen und seine Zeit von unter 2 Stunden zu schaffen. Ich hatte zwar Block 1 auf meiner Startnummer zu stehen (Warum auch immer? Ich muss mich bei der Zeitangabe irgendwie vertan haben. Unmöglich kann ich vor Mark im Startblock stehen!), stellte mich aber ganz gemütlich zu Barbara in den Block 3. Wir quasselten noch sehr nett miteinander, da wir uns noch nie in Ruhe ausgetauscht hatten und machten noch Fotos von uns, bis der Startschuss ertönte.
Es war kurz nach 10 Uhr, als wir beide zusammen losliefen
Ich versuchte noch von einem Fotografen auf der „Empore“ abgelichtet zu werden, aber mein wildes Armfuchteln bekam er gar nicht mit. Tja, dann eben nicht. Ohne Foto vom Start ging es auf die Strecke. Diesmal lief ich wieder mit meinen „Mickey Maus“-Kopfhören auf den Ohren. Zweieinhalb Stunden Lauf, teilweise ohne viel Publikum, war mir definitiv zu „trocken“. Musikalische Unterstützung war wichtig, vor allem weil ich nicht auf Zeit lief und es ab Kilometer 20 bestimmt ziemlich ans Limit ging, trotz der „nur“ angestrebten 6er Pace. Die Strecke war voll, aber ich kam gut durch. Kein Drängeln, kein Schubsen. Die ersten 2 Kilometer lief ich hauptsächlich auf dem Bürgersteig. Der Anfang des BIG 25 war easy. Es ging ja leicht bergab. Vereinzelt standen Menschen an der Strecke und jubelten uns Läufern zu. Die Musikliste gab gerade „Dear Darling“ von Olly Murs wieder …. Alles lief. Meine Beine und mein Geist waren entspannt.
So ging es weiter bis zum Ernst-Reuter-Platz,…
den oberen Teil der „Straße des 17. Juni“ …. runter bis zur „Goldelse.“ Die Sonne schien ziemlich stark vom Himmel, es gab nur noch wenige Wolken am Himmel. Jetzt war es gerade etwas warm unter meiner Weste. Trotzdem war ich froh, sie anzuhaben, schließlich vertraute ich auf die Wetterprognose und diese sagte: “Es wird regnen!“. Ich nahm mir Zeit und ließ ein wenig meinen Blick schweifen und blickte hoch zur Siegesäule. Das Gold glänzte wunderschön in der Sonne. Ach ja, so kann es weiter gehen. Derweil sangen die Pussycat Dolls „Buttons“ … step ….step … step … „I´m a sexy mama … oh jäh, Recht hatten sie! Auf dem unteren Teil der „Straße des 17. Juni“ war ich in Richtung Brandenburger Tor unterwegs. Dort angekommen, würde ich die 10 Kilometer-Marke überschritten haben.
Ab dann waren es nur noch 15 Kilometer
Ein Fotograf stand kurz hinter dem Brandenburger Tor auf der rechten Seite in Position, um uns Läufer abzulichten. Voller Begeisterung streckte ich meinen rechten Arm aus, um eine Gruß an die Linse zu senden … und verabreichte dabei einem Läufer hinter mir beinah eine Backpfeife. Ich zuckte zusammen, er auch. Ich entschuldige mich, so gut es ging im Laufen, bei ihm. „Unter den Linden“ ging es weiter, dann kurz danach rechts herum. Hier war wieder eine Versorgungsstelle. Ich nahm einen Schluck Wasser und sah dabei Grit. Sie und ihr Mann liefen auch mit. Allerdings läuft Gustav viel weiter vorn, den bekomme ich nicht zu sehen. Da Grit gerade in ein Gespräch verwickelt war, lief ich an ihr vorbei. Ein paar Minuten später hatte sie mich eingeholt und wir begrüßten uns. Sie war heute definitiv schneller als ich unterwegs. Wir wünschten uns noch gegenseitig einen guten Lauf, dann ließ ich sie an mir vorbei ziehen. Heute wird sie definitiv vor mir im Ziel ankommen, dachte ich.
Der Gendarmenmarkt lag nun auf der rechten Seite
Ich lief an ihm vorbei und schaute mir die Gebäude in Ruhe an. Das Konzerthaus, den Französischen und den Deutschen Dom. Das Ensemble sah wunderschön aus, ganz im Gegenteil zum Himmel. Der war bedrohlich dunkel geworden. Regen kündigte sich an. Das war nicht schön, rechtfertigte jedoch die Mitnahme meiner Weste! Ha, ich wusste doch! Als ich auf die Leipziger Straße einbog, begann es zu regnen. Stärkerer als zuvor Wind kam zusätzlich dazu. Wundervoll. Das nenne ich mal eine Herausforderung! Bei schönem Wetter kann ja jeder laufen. Bei Gegenwind, Regen und 7 °C nicht jeder, nur taffe Läufer! Ich dachte stolz: Einer davon bin ich! Jäh! Einer meiner Lieblingssongs ertönte lief derweil in meinen Kopfhörern: „I like“ von Keri Hilson ….
Yes, i like … runnig in the rain … Bis hinter den Potsdamer Platz, rechts herum regnet und windet es. „Liken“ kann ich das jetzt nicht mehr. Bei Kilometer 13 war ich ziemlich im Ar…
Ich nahm ein halbes Stück Traubenzucker,
packte den Rest sorgfältig wieder ein. Langsam ließ ich das Stück „Glukose“ auf meiner Zunge zerschmelzen. Hm, lecker. Gleich geht es mir besser … warte … warte …. warte …. Jetzt! Bei Kilometer 15 nahm ich einen Schluck Wasser nach. Der Regen war tatsächlich vorbei und ich war nicht sehr nass geworden. Sagte ich schon, dass ich eine regenfeste Weste an hatte? Ab hier ging es mir wirklich besser. Die nächsten 5 Kilometer liefen super. Die Musik war Klasse, mein Körper meckerte nicht mehr, der verstoffwechselte genüsslich die Glukose. Läuft … Dann kam der 20ste Kilometer. Alles war noch gut …
Ich trank wieder eine kleinen Schluck Wasser, am Versorgungspunkt naschte das andere Stück Traubenzucker auf. Weiter ging es ….“Glow“ von Madcon läuft in den Kopfhörern und gibt einen guten Beat vor … step ….s tep ..step … Jetzt komme ich an der magischen Halbmarathon-Marke vorbei. Meine Brutto-Zeit 2:13.
4 Kilometer hatte ich jetzt noch zu absolvieren,
unbekanntes Terrain. Tränen kullerten aus Freude, so happy war ich, dass ich mich dieser Herausforderung stellte. Die „Kantstraße“ ging es nun hoch, dann die „neue Kantstraße“. Mich trieb der Ehrgeiz und die Musik … „Stimme“ von EFF …. step …step …step … der Beat ließ meine Beine wie von selber laufen. Mein Herz schlug nun schon ziemlich heftig, langsam hatte ich die anaerobe Schwelle überschritten. Egal, ab diesem Teil der Strecke geht das in Ordnung. „.. Hör auf die Stimme , sie will dass du es schaffst … Jip! Ich wollte es schaffen unbedingt, diese 25 Kilometer … „hör auf dein Bauchgefühl, das führt dich auch ans Ziel ….“ Jup, bin dabei! ….step … step ….step …. Mein Puls raste, mein Atem ging tief, mein Körper flog, mein Geist war frei … Laufen ist soo cool!
Da! Das Olympiastation war in Sichtweite
Endlich ging es ein wenig bergab. Die Sonne kam wieder heraus. Schön. Nun waren es nur noch etwas über 2 Kilometer. Die haben es allerdings in sich. Das Ziel so nah zu haben und doch noch nicht da zu sein, ist mental eine große Herausforderung. Puh, wenn ich doch schon da wäre. Der Olympische Platz war passiert, links herum, rechts herum, wieder links …. ah!Ein Fotograf … winken … nochmal rechts … dann nur noch 1 Kilometer! Jetzt nahm ich meine Kopfhörer von den Ohren, das was jetzt kommt, möchte ich ganz und gar miterleben. Rechts herum, jetzt ging es ins Olympiastation! Die Samba-Trommler sind schon zu hören … bum, bum, bumbumbum, bum, bum, bumbumbum … Wir tauchten ein …. ins Dunkel … die Trommler geben alles … es ist ein „Höllenlärm“ … Lichter die den Boden erhellen …. ich bekam Gänsehaut und fing an vor Freude zu weinen. Wie geil ist das denn …. ein unendliches Glücksgefühl überkam mich …
Durch das Tor hindurch lief ich nun ins Stadion ein
Hier verflog das wundervolle Feeling etwas. Das Stadion war sehr leer und kann das Glücksgefühl aus dem Durchgang nicht aufnehmen. Kurz verließen mich meine Glücksgefühle. Diesen Moment des klaren Kopfes nutzte ich, um mich dafür zu entscheiden, durch das Spendentor zu laufen. Somit gingen 5 Euro an das „Flüchtlingshilfswerk“. Die 5 Sekunden mehr machten nichts … jetzt waren es noch 200 Meter ins Ziel. Ich nahm das Stadion und alles drumherum in mir auf. Die Cheerleader an der rechten Seite, den Sprecher im Ziel, die Fotografen hinter dem Ziel. Ich streckte die Arme in die Höhe und durchlief die Zielgerade!
25 Kilometer, am Stück, ohne zu gehen, teilweise im Regen, mit Gegenwind, ohne Schmerzen, mit ganz viel Gefühl und Herzblut …. überstanden … nach 2:33 h … Das Leben ist schön!
Nach etwas verschnaufen, stieg ich Stufen des Olympiastadions hoch
Dort nahm ich meine Medaille in Empfang. Die Dame sagte „Herzlichen Glückwunsch!“. Nochmals flossen bei mir vor Rührung die Tränen. Mein Gott, was ist denn mit mir los. Ich lasse dieses Gefühl zu und schaue dabei nochmal zurück auf das Stadion. Wow. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass ich es geschafft habe. Langsam schlüpfe ich nach draußen, dort hole ich mir Obst und zu trinken.
Etwas später finde ich Barbara. Sie ist nicht ganz zufrieden mit ihrem Lauf, aber glücklich im Ziel zu sein. Wir ziehen uns in Ruhe um und treffen irgendwann auch Mark. Wie hat man das früher gemacht, ohne Handy? Wir machen noch Fotos von uns und trabten dann ganz gemütlich in Richtung S-Bahn.
Fazit:
Der Lauf ist eine wirkliche Herausforderung und macht seinem Namen „BIG 25“ alle Ehre.
Die Strecke durch die City ist schön.
Alles ist gut organisiert.
Leider ist an manchen Stellen wenig Publikum an der Strecke.
Die Medaille ist wunderschön, ganz im Gegensatz zum Berliner Halbmarathon!
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!