Nr.4 der 33 laufenden Geschichten
31. August 2014 – 22. Friedrichsfelder Gartenlauf
Bei dunklem, trüben und feuchtem Wetter
habe ich mich einen Tag nach Ankunft aus dem Urlaub mit viel Elan aus dem Bett begeben. Der hat sich auch gehalten, bis ich aus dem Fenster geschaut habe. Tja, ich kann nicht immer auf der Sonnenseite sein. Der Lauf letzten Sonntag in Steglitz war mit Sonnenschein. Dann hatten wir 6 Tage Sonne im Urlaub. Irgendwann ist auch mal Schluss mit der Glückssträhne, was das Wetter betrifft. Ich mache mich fertig, für den Lauf über 6 Kilometer in einer Kleingarten-Kolonie in der Nähe vom U-Bahnhof Friedrichsfelde, dem Friedrichsfelder Gartenlauf. Meinen Regenschirm hab ich vorsichtshalber eingepackt. Man weiß ja nie, denke ich. Zuvor kümmere ich mich um Maya. Ich wecke sie, mache ihr Frühstück, gebe ihr einen Kuss und sage “ Wenn du was brauchst, mach Papa bitte wach“. (Was sie wohl auch schon zwei Minuten später macht.)
So, auf geht’s …
Als ich aus der Tür trete, regnet es erstmal nicht mehr. Super. Angekommen in der Gartenkolonie hole ich mir meine Startnummer und verschwinde im Umkleidezelt. Klamottenwahl heute: Schwarze, lange Hose und langes Shirt, dem Mistwetter angemessen. Noch schnell auf´s Klo (hier gibt es keine Schlage, wie geil ist das denn!?) und dann mache ich mich auf, zum Einlaufen. Dabei fängt es an zu regnen. Erstmal nur leicht. Als ich zum Start will, beginnt es so richtig zu schütten. Ein Plätzchen zum Unterstellen finde ich zwar, das ist jedoch nicht dicht. Na super! Schon vor dem Start nass sein ist soooo cool.
Es sind noch 5 Minuten bis zum Start
Ich mache mich los und sehe mich um … hier stehen etliche Leute mit Regenschirm. Meinen habe ich im Umkleidezelt gelassen. Super, Diana. Tja, was nun? Da entdecke ich eine ältere Dame und eine junge Frau, die neben zwei Schirmen stehen und schnattern. Ich nehme all meinen Mut zusammen und spreche sie an und … siehe da, ich darf einen ihrer Schirme mit zum Start nehmen. Oh, wie lieb! Dankeschön! Ich bin zwar schon leicht durchgeweicht, aber eben noch nicht bis auf die Haut. Ich positioniere mich mit meinem Schirm und warte … Oh, verdammt schon Start! Das kam jetzt doch plötzlich. Ich versuche hastig den Schirm zusammenzuklappen und …
PENG! Kaputt!
Na super!, denke ich. Verzweifelt lasse ich ihn vorsichtig auf die Parkbank neben mir fallen und laufe los. Diesmal ohne mein Sport App, dafür mit Musik. Ich habe mir eine ziemlich taffe Zielzeit vorgenommen. Die 6090 Meter möchte ich in 30 Minuten schaffen. Das ist nicht ganz realistisch, ja okay, aber Träume darf man ja bekanntlich haben.
Es geht mit insgesamt 80 Läufern auf den Weg … durch Pfützen, Matsch und Regen von oben. Klasse, da wird der Tiger in Einem geweckt.
Mein Tempo ist gut
Nach 11 Minuten komme ich das erste Mal am Ziel vorbei, es sind 2 Kilometer absolviert. Ab da laufe ich in einer Gruppe von 6 Männern mit. Mit denen möchte ich mithalten. Einige kassiere ich sogar ein. Nach 21 Minuten bin ich bei Kilometer 4. Hm, das mit den 30 Minuten kann ich vergessen. Das macht aber nix.
Der Regen fordert mich heraus. So etwas mag ich sehr. Das ich nur noch einen Mann aus der Gruppe vor mir habe, (den Rest habe ich überholt) gibt mir das Gefühl super zu laufen und – ich fühle mich auch so. Ich gegen den Regen, jäh! Wahrscheinlich bin ich auf einer super Position, was die Frauenwertung betrifft. Also Endspurt in der 3. Runde!
Das Wasser ist überall,
unten von den Pfützen und oben aus den Regenwolken. Ich schnaufe wie ein Walross und gebe alles. Die Zielkurve ist in Sicht. Ein Streckenposten ruft mir zu „Super! Vierte Platzierung bei den Frauen, jetzt noch mal Gas geben, da hinten kommt noch Jemand!“ Okay, denke ich, dann doch noch ein bisschen auf die Tube drücken. Mein Zieleinlauf nach 6090Metern ist bei 32:24 Minuten, das entspricht einer Pace von 5,18 Minuten für einen Kilometer. Das lässt sich durchaus sehen. Ich bin sehr glücklich und zufrieden. Aber! Ich muss ja noch zu der älteren Dame, deren Schirm ich kaputt gemacht habe. Oh je …Ich entdecke sie schnell und entschuldige mich ganz zaghaft bei ihr. „Ach, der war doch schon kaputt. Machen Sie sich keine Sorgen. Hauptsache sie sind gut gelaufen.“ sagt sie zu mir.
Mir fällt ein Stein vom Herzen
Ich bedanke mich nochmal bei ihr und mache mich, stolz wie Oskar, auf den Weg zurück ins Umkleidezelt. Dort kann ich mich, bis auf die Schuhe und mein Kopftuch, meiner nasse Kleidung entledigen. Ein kleiner Schnack mit anderen Läuferinnen, die noch die 10 Kilometer vor sich haben mache ich noch und fahre dann nach Hause.
Dort nehme ich ein schönes warmes Bad, genieße Käsekuchen mit viiiiel Schlagsahne und mache mir noch einen gemütlichen Sonntag mit meiner Familie.
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