Nr.24 der 33 laufenden Geschichten
5. Juni 2016 – ProPotsdam Schlösserlauf
Es ist mal wieder soweit!
Auf nach Potsdam zu Gustav und Grit. Heißt Tasche mit Laufklamotten, Laufschuhen, Zahnbürste, Schlafshirt packen und das Fahrrad schnappen. Mit der S-Bahn fahre ich an diesem wunderschönen Samstag nach Griebnitzsee. Dort wohnen meine Freunde. Als ich dort ankomme, sitzen Grit und ihr Sohn Max gemütlich auf der Terrasse. Gustav macht ein Nachmittagsschläfchen auf der Wohnzimmer-Couch. Ich setze mich mit auf die Terrasse. Wir plaudern und tauschen Neuigkeiten aus.
Ein Auszug steht bei mir an. Meine Mädels und ich werden ausziehen. Wir kommen erst einmal temporär als Untermieter bei einem Kollegen und Freund unter. Von dort aus suchen wir in Ruhe eine Wohnung in Berlin, eine absolute Katastrophe für eine alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern, wenn man gewisse Vorstellungen und Standards hat. Aber ich bin nicht zum Klagen bei meinen Freunden. Wir wollen morgen den Schlösserlauf absolvieren.
Also machen wir uns auf,
Gustav ist derweil wach geworden, und so fahren wir gemeinsam zum Luftschiffhafen und holen dort unsere Startnummern. Diesmal holen wir uns auch wieder unsere Portion Pasta ab, die wir als Teilnehmer des Halbmarathons kostenlos erhalten. Die Portion ist im Vergleich zum letzten Jahr nicht größer geworden, aber auch nicht kleiner. Die Soße war okay und der Parmesankäse, wie letztes Jahr eher homöopathischer Natur. Der große Vorteil ist, diesmal sind wir darauf vorbereitet. Somit gibt es keine Enttäuschung. Grit und Gustav sind außerdem noch bei Freunden zum Grillen eingeladen. Ich darf auch mit. Dort gibt es leckere Würstchen, Fleisch und leckeren Salat. Bevor allerdings alles auf dem Tisch angerichtet wird, hänge ich doch etwas müde in der Hollywood- Schaukel und sehne mich nach meinem Bett.
Die Nacht von Freitag auf Samstag ist kurz gewesen,
4 Stunden Schlaf und davor ein Date sind der Grund. Allerbeste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Halbmarathon, nicht wahr? Nun ja, glücklicherweise will ich morgen einfach nur laufen und genießen. Ich habe mir keine Zeitvorgabe gesetzt. Die Strecke ist für schnelle Läufe, meiner Meinung nach, nicht gemacht. Dafür kann man die Strecke genießen, Potsdams Innenstadt, die Seenlandschaft, einen kleinen Teil von Park Sanssouci. 22 Uhr liege ich mit einigen Grillwürstchen im Bauch endlich im Bett. Gute Nacht!
6.30 Uhr klingelt am nächsten Morgen der Wecker
Heute fällt mir das Aufstehen echt schwer. Ich räkle und strecke mich x-mal. Nun komm schon hoch, du Schlafmütze. Wer laufen will, muss die Zähne zusammenbeißen. Von nix kommt nix. Okay, okay… ich mach ja schon … In der Küche ist Gustav schon zugange und macht Frühstück. Grit ist im Bad. Ich torkle kurz in den Garten und hole tief Luft, genau wie letztes Jahr! Es ist wunderschön kühl und frisch hier draußen. So, jetzt bin ich munter. Wir frühstücken kurz und knapp und sind ein paar Minuten später schon auf den Rädern und fahren zum Luftschiffhafen. Heute wollen wir alle allein unseren Lauf machen. Letztes Jahr hatte ich ja einen wunderbaren Lauf zusammen mit Grit gehabt.
Es ist schon sehr voll,
als wir 8 Uhr im Luftschiffhafen ankommen. Gustav und Grit treffen jede Menge ihrer Potsdamer Lauffreunde. Ich suche das AOK-Zelt, wo ich dann meine Laufcompagnons treffe. Eigentlich hätte ich vom AOK-Laufklub einen Freistart bekommen. Jedoch nur für die 10 Kilometer-Distanz. Das ist mir zu wenig. Ich brauche mehr Kilometer, als Trainingslauf für den Schweriner 5 Seen Lauf Anfang Juli. An der Laufstrecke angekommen, treffe ich Ottmar vom AOK After-Work-Run. Wir begrüßen uns herzlich. Er gibt mir mein Tütchen, mit allem was ich bräuchte, wenn ich für die 10 Kilometer die AOK verträte. Leider muss ich ihn noch einmal aufklären, dass ich den Halbmarathon, auf eigene Kosten bezahlt, laufe. „Alles klar. Gar kein Problem.“, sagt Ottmar. Ich dackle ins Teilnehmerzelt der AOK und ziehe mich dort um. Ein paar Minuten später treffe ich auch Mark am Zelt. Er läuft auch mit, die 10 Kilometer.
Zwischendurch entdecke ich noch Friderike, eine Lauffreundin von Gustav und Grit. Ich teile ihr noch schnell mit, dass ich meine Potsdamer Freunde verloren habe und wo ich im Zweifelsfall zu finden bin.
8:30 Uhr wird ein Gruppenfoto von allen AOK-Läufern gemacht
Knallrote Shirts haben wir an. Diese Farbe und auch die Form sind allerdings für den Lauf selbst ungünstig. Das Shirt werde ich nicht beim Lauf tragen, dafür ist es zu warm. Das Fotoshooting und das Aufeinandertreffen mit so vielen lieben Lauffreunden, wie Barbara, Gloria, Ulla und Alex, gestaltet den bevorstehenden Toilettengang schwierig. Es ist jetzt schon 8:45 Uhr, in 15 Minuten geht es los. Puh, das wird wohl knapp. Mark und ich machen uns auf den Weg ins Gebäude, wo es diverse Toiletten gibt. Alle haben lange Schlangen davor. Okay, es hilft ja nichts. Ich muss nochmal, koste es, was wolle. Bei Mark geht es mal wieder schneller. Bei den Männern geht es immer schneller! In meinem nächsten Leben werde ich ein Mann, definitiv! Die Schlange vor dem Klo wird und wird nicht kürzer. Ich wippe nervös mit den Füßen hin und her. Immer wieder geht mein Blick zur Uhr. Oh Mann, oder besser: oh Frau, das wird knapp.
Zum ersten Mal in meinem Läuferleben werde ich den Start verpassen!
In 8 Minuten ist Start und ich bin noch ca. 20 Frauen von meinem Toilettengang entfernt. Ich komme mit anderen Läuferinnen, die dasselbe Schicksal erwartet, ins Gespräch. Wir machen uns gegenseitig Mut. Auf einmal kommt eine der jungen Frauen auf die Idee, nach den Startnummern der anderen Frauen zu schauen. Ganz viele haben blaue Startnummern. Das sind die Läuferinnen für den 10 Kilometerlauf. Sie starten erst 9:20 Uhr! Die junge Frau fragt sich durch, ob wir Halbmarathon-Starterinnen vor dürfen. Ja, wir dürfen! Oh, das ist super lieb! Wir bedanken uns etliche Male. Jetzt sind es nur noch 5 Minuten bis zum Start, aber wir haben es gleich geschafft. In den nächsten Minuten haben wir unser „Geschäft“ erledigt. Es ist jetzt 9 Uhr, draußen wird gestartet.
Ich flitze aus dem Klo,
schlage noch Mark ab, der wie versprochen noch auf mich gewartet hat. „Wir sehen uns!“, rufe ich ihm zu und sehe zu, dass ich aus dem Gebäude zum Start komme. Wow, der Startblock ist voller Menschen! Gut! So habe ich mehr Zeit, mich in Ruhe ganz hinten einzureihen. 9:04 Uhr passiere ich die Startlinie. Auf geht’s. Die Sonne scheint hell und stark vom Himmel. 28°C werden es heute. Wahrscheinlich sind es jetzt schon 22°C. Ich laufe in super kurz, Shirt und Hose. Mein Kopftuch habe ich zu Hause liegen lassen, ups … Glücklicherweise kann mir Gustav eines seiner Tücher borgen. Ansonsten würde ich 2 Stunden in der vollen Sonne laufen und einen Sonnenstich riskieren. Auf Sonnencreme verzichte ich, das wird sonst ein riesiges Geschmiere auf der Haut. Musik habe ich heute mal wieder dabei. Bei einer Pace von 6 min/km läuft es sich mit Musik besser.
Ich habe noch ein paar coole Songs eingekauft, um mit guter Stimmung durch die 21,1 Kilometer zu kommen.
Durch die Stadt geht es in Richtung des Potsdamer „Brandenburger Tores“
Ich folge heute mal den gelb-roten Streifen der Ideallinie. Das habe ich noch nie versucht. Dann eben heute mal, warum auch nicht? Die ersten 5 Kilometer laufen sich so easy, dass ich mich sehr bremsen muss, um nicht zu schnell zu werden. 21 Kilometer sind lang! Die Ideallinie habe ich hier schon teilweise aus den Augen verloren. Das ist doch gar nicht so einfach. Entweder knallt die Sonne zu stark und ich suche den Schatten, oder ich konzentriere mich zu sehr auf andere Dinge. Bei Kilometer 6 sind wir im Babelsberger Park, hier geht es am Wasser entlang und am kleinen Schloss von Babelsberg vorbei.
Nach Kilometer 9 passieren wir die Glienicker Brücke
Die Sonne brezelt ganz schön. Aber noch ist alles gut. Ich nehme jeden Versorgungspunkt mit und trinke dort ausreichend, außerdem nasche ich einen dieser Marshmallow-Snacks für Läufer (gibt’s bei Runners Point). Auch die Möglichkeit, unter einer Wasserdusche hindurchzulaufen, nutze ich immer! Jede Art von Abkühlung ist willkommen. Nach der Glienicker Brücke kommt wieder ein schöner Streckenabschnitt am Wasser entlang. Der Blick hier entlang zaubert mir eine Gänsehaut auf den Körper. Echt schön, die Strecke, das Laufen, die Läufer an sich und unter sich. Wir sind alle sehr rücksichtsvoll. Bei den Versorgungsstellen wird beim Wasser holen nicht gedrängelt, unter den Duschen wird nacheinander und ohne Hektik hindurchgelaufen. Ich glaube die Läufer hier in dem Teil des Feldes sind entspannt und möchten einfach nur Spaß haben.
Kurz hinter Kilometer 13 beginnt,
glaube ich, eine Einfamilienhaus-Siedlung. Hier stehen die Leute vor ihren Häusern und jubeln uns zu, spielen Musik und tröten oder sie haben ihre Rasensprenger oder Gartenschläuche als Duschen eingesetzt. Jeden dieser Wasserspender nutze ich. Mittlerweile bin ich ganz nass, nicht nur vom Schweiß, sondern auch vom Duschwasser. Es ist ein wundervolles Gefühl, das kühle Nass auf der Haut zu haben. Ich bin immer noch guter Dinge, trotz der Wärme, und genieße den Lauf. Die Musik auf den Ohren ist auch super. Trotzdem bin ich mittlerweile etwas knülle. Unser Läuferfeld hat nun Sanssouci erreicht. Beim Versorgungspunkt 5, bei Kilometer 16,5 nehme ich nochmal einen ordentlichen Schluck Wasser und eine große Dusche, dazu habe ich vorher noch den zweiten und letzten Marshmallow-Snack im Mund zergehen lassen. Diese Fuhre an Energie brauche ich, denn die vorletzte Nacht mit nur 4 Stunden Schlaf macht sich doch bemerkbar.
Ab jetzt laufe wieder entspannter.
Die Wärme macht mir erstaunlicherweise gar nicht so viel aus. Klar, es ist warm, aber es ist nicht unerträglich. Die Wärme macht vielen anderen Läufern sehr zu schaffen. Einige gehen nur noch, laufen ist wohl zu anstrengend. Wir kommen am neuen Palais vorbei. Das ist wunderschön. Links vom Läuferfeld steht ein Rettungswagen, auf der Trage eine junge Frau. Sie sieht aber noch oder wieder gut aus. Gut! Hier soll heute bitte keiner zu Schaden kommen! Nach dem neuen Palais ist es nur noch ein Katzensprung bis ins Ziel. Knappe drei Kilometer, dann ist es geschafft. Ich lasse den letzten Versorgungspunkt vom PLC aus. Den Rest der Strecke kann ich auch ohne Wasser bewältigen. Ich sehe Grit am Wasserstand stehen, sie sieht mich auch kurz. Wir grüßen uns kurz mit einem Nicken. Ich glaube sie ist froh, wenn sie angekommen ist …
Immer mehr LäuferInnen überhole ich, weil sie gehen. Wow, ich fühle mich extrem gut. Na ja. Ich will ja auch nicht auf Bestzeit laufen und habe noch ein paar Reserven. Diese reize ich jetzt aus und drücke noch einmal ein wenig auf die Tube. Mit einem guten 5:30er Schnitt renne ich dem Ziel entgegen. Meine Zeit vom letzten Jahr zu knacken, schaffe ich allerdings nicht mehr. Dafür hätte ich früher Gas geben sollen.
Mit 2 Stunden und 13 Minuten komme ich ins Ziel
Ich sehe Gustav. Er hat Getränke für seine Grit parat. Ich darf einen kleinen Schluck nehmen, der Rest ist für seine Frau. Das ist sehr, sehr lieb von ihm! Ich trotte etwas erfrischt von dannen und nehme meine Medaille in Empfang, die übrigens sehr schön ist! Dann sehe ich Mark. Er war so lieb und hat hier, nach seinem 10 Kilometerlauf, auf mich gewartet. Wir knuddeln uns. Wir holen uns zusammen Getränke und gehen gemütlich zum AOK-Zelt, um dort unsere Klamotten zu wechseln. Hier wollen wir uns auch mit meinen Potsdamer Freunden treffen, um anschließend kurz im nahegelegenen Templiner See baden oder zumindest kurz ins Wasser zu gehen.
Während wir hier so stehen, treffen wir nochmals viele Lauffreunde. Ach ist das schön! Ein großes „Hallo und wie war dein Lauf?“, folgt. Ulla hat tatsächlich den 3. Platz bei den Frauen über die 10 Kilometerdistanz gemacht. Gratulation, liebe Ulla!
Irgendwann haben wir unsere Freunde zusammen
Beim EON-Stand machen wir nochmal ein paar nette Bilder, auch am „Glücksrad“ von EON drehen wir nochmal. Spaß um solch ein Laufevent muss auch sein. Dann geht’s ab zum See. Mark kommt auch mit. Er hat noch Zeit. Im See verschwinde ich nur ganz kurz. Das ist mir alles zu schlammig, dunkel und einfach zu … ekelig. Ja, typisch Stadt-Tante … Nach dem Abstecher an den See wollen wir noch zum Garten von Gustavs Mutter, zu Kaffee und Kuchen. Gustav und Grit fahren nach Hause und von dort in den Garten. Cool!
Dann können Mark und ich noch ein Stück zusammen in Richtung Stadt laufen und zuvor schon mal ein Eis essen. Ich hab so einen „Hunger“ auf Eis!
Wir machen uns alle los. Eine Beschreibung wo wir lang müssen, haben wir. Die Sonne scheint uns auf den Pelz, der Asphalt ist sehr warm. Irgendwann wird mein Gesprächsbedarf immer geringer …
Nach 20 Minuten zu Fuß bin ich fix und fertig
Ich bitte Mark, mein Fahrrad zu schieben. Auf einmal fühle ich mich, als hätte mir jemand den Stecker herausgezogen. „Ist ja kein Wunder“, sagt Mark. „Du bist gerade bei 28°C einen Halbmarathon gelaufen.“ Ach ja, stimmt! Somit darf ich mich matschig fühlen. Bis zu dem vereinbarten Hotel, wo wir Eis essen gehen wollen, schaffe ich es nicht mehr. Ich bin vollkommen fertig. An einer Kreuzung stehend, sehen wir ein Café. Das scheint ganz nett zu sein! Das nehmen wir. Hier lassen wir uns nieder und nehmen die Beine hoch! Oh, das ist schön, endlich sitzen und entspannen …
Mein Fazit:
Der Lauf in Potsdam ist immer wieder schön, gerade durch die Verbindung, meine Freunde besuchen zu können und mit ihnen den Tag zu verbringen. Die Gegend ist wirklich einladend. Die Finisher-Medaille ist besonders gut gelungen.
Ob ich den Lauf direkt von Berlin aus am Sonntagmorgen 9 Uhr laufen würde, bleibt allerdings offen.
Kriesi test