1. August 2015 hella marathon nacht rostock (Staffel)

Eigentlich hatte ich gar keine Lust.

Warum? Das war mir selbst nicht so richtig klar. Ich hatte aber meinem Kollegen zugesagt und somit gab es auch kein Drücken mehr. Es sei denn, ich bekäme noch kurzfristig Fieber, Durchfall oder ähnlich Scheußliches. Da fahre ich doch lieber an die Ostsee. Schließlich sollte es ja super Wetter werden.
Ich hatte Freitag frei und konnte ganz entspannt meinen Koffer packen. Das ist für mich sehr wichtig. Schließlich kann ich Koffer packen überhaupt nicht leiden. Als das getan war, wurde gemütlich gefrühstückt. Meine Mädels, samt Boyfriend und Friend, saßen mit am Tisch. Es sind ja Ferien. Unser erstes Frühstück zusammen seit …. grübel … Monaten! Nach dem leckeren Essen gab es Abschiedsküsschen und dann ab die Post und los …

Mein Kollege Hendrik, der die Staffel organisierte, hatte ein Auto gemietet. Wir trafen uns im nördlichen Teil von Berlin, sammelten dort noch meine andere Kollegin Anke ein und fuhren los. Hendrik hatte seinen Sohn mit dabei. Den wollte er nach Hause bringen, nach Greifswald. Karl ist 14 Jahre jung und saß mit mir zusammen auf der Rückbank während der Fahrt. Dieses helle Köpfchen, der als 18jähriger durchgehen könnte, machte die Reise kurzweilig und spannend. Wir beiden erzählten uns zusammen interessante Dinge und ehe ich mich versah, waren wir in Greifswald.

Das fing ja dann schon mal super an.

Den Rest der Fahrt verbrachte ich Musik hörend, für mich allein auf dem Rücksitz. Ich schaute aus dem Fenster und genoss die an mir vorbei huschende Landschaft. Die Sonne schien, kleine Wölkchen waren am Himmel, coole Mucke auf den Ohren. Oh, wie schön!
Meine Sorge, es wird doof, war schon längst verflogen. In Rostock angekommen, beziehen wir unser Quartier. Luxusklasse 1. Übernachtung in einer Kaserne. Als Angehöriger der Bundeswehr kann man so etwas schon mal nutzen. (Jeder Mann, der mal beim Bund war, weiß, wovon ich spreche.)
Ein in kühles Neonlicht getauchtes Zimmer, hohe Decke, zwei Betten, ein Schrank. Ein total verstaubter Linoleumboden. Mist, ich hab die Badelatschen vergessen! Meine beiden Kollegen teilen sich ein Zimmer auf der anderen Seite. Na toll, die sind zu zweit. Ich muss die erste Nacht allein hier drin verbringen. Wahrscheinlich schläft in dem riesigen Haus keine weitere Menschenseele. Mein Kopfkino möchte einen Film abspielen. Leere Flure, wenig Menschen, dunkle Nacht …. Ich unterbreche den Gedanken und versuche positiv zu denken!

Gleich geht es auf nach Warnemünde.

Dort wollen wir uns zum Abendessen ein hübsches Lokal suchen. Es ist recht windig aber angenehm von der Temperatur draußen. Wir machen uns sogleich auf. Von der Rostocker Seite aus besteigen wir die Fähre und sind wenige Minuten später in Warnemünde. Hier war ich noch nie. Es ist hübsch hier. Viele kleine Geschäfte, gute Seeluft, nette Touristen und vor allem Möwen. Viele Möwen. Die Viecher sind ganz schön zahm, wenn nicht sogar penetrant und frech. Anke und Hendrik kaufen sich ein Fischbrötchen und tatsächlich … Nach wenigen Bissen wird Anke von einer Möwe, von hinten anfliegend, das Brötchen aus der Hand geklaut! Sie schreit kurz auf. Alle Leute drehen sich um. Großes Gelächter von uns. Das ist ja nicht zu glauben!

Okay, wir müssen irgendwo drinnen sitzen. Man ist hier seines Essens nicht sicher! Nach einiger Suche lassen wir das mit dem Restaurant und futtern uns lieber durch die leckeren Stände auf der Strandpromenade. Irgendein Fest ist an diesem Wochenende und es gibt eine große Auswahl: Süßes, Herzhaftes, Süffiges … was das Herz begehrt. Nach dem wir uns den Bauch vollgeschlagen und den Abend in Ruhe ausklingen lassen haben, fahren wir mit der Fähre wieder nach Rostock rüber und laufen in die Kaserne.

Mittlerweile ist es dunkel geworden.

Am nächtlichen Himmel steht der volle Mond. Ach ja da war es wieder, das Kopfkino … Hendrik macht sich noch lustig über mich und meint, Werwölfe gingen diese Nacht um. Ich sagte nur kurz und knapp, wenn er nicht sofort still sei, sitze ich heute Nacht bei ihm im Bett und geh nicht wieder weg. Und das, glaube ich, möchte er bestimmt nicht. Also, Klappe halten! Ich hab die Nacht tatsächlich gut überstanden.

Der Morgen ist wunderschön.

Am Himmel keine Wolke. Wir fahren zum Frühstück und danach ab zum Strand. Schuhe aus und Barfuß im Sand laufend genießen wir den schönen Tag. Der Wind weht immer noch sehr stark, aber das kann den Genuss nicht trüben. Für einige Zeit herrscht wieder, wie schon gestern Abend, Urlaubsfeeling. Am Nachmittag treffen wir die vierte Person im Bunde. Eine Dame, ebenfalls mit Namen Anke. Jetzt ist Hendrik der absolute Hahn im Korb. Die Staffel, die wir dann am Abend laufen, ist eigentlich für 8 Personen ausgelegt. Zwei hatten abgesagt. Das passte jedoch unterm Strich gut. Jetzt lief jeder Läufer einfach zwei Staffel-Abschnitte. Ich war Starter und absolvierte insgesamt 13,7 km. Die anderen 3 machten dann die Marathondistanz komplett. Wir starteten von verschiedenen Punkten aus. Mein Start war in der Innenstadt, die anderen mussten mit einer Fähre zu ihren Startpunkten. So ging ich allein zum Marktplatz, gab dort Gepäck ab, ging für „kleine Mädchen“ und schaute mich noch ein bisschen um. Es war ein recht kleines Läuferfeld.

Punkt 18:00 Uhr ging es los.

Ich hatte leider diesmal viel an Ballast mit dabei. Ein langes Läufershirt hatte ich mir noch um den Bauch gebunden, für nach dem Lauf. Am Abend konnte es ja verdammt kühl werden. Meine Gesäßtasche quoll auch über. Ich brauchte den Stadtplan, um wieder zurück zum Start zu finden, da ich nicht mit der Fähre zurück wollte, dann Notfallgeld und Handy. Mein Startnummernband mit drehbarer Staffelnummer ( für 1 und 2 )hatte ich auch um den Bauch. Das Ganze nervte mich während des Laufes ziemlich. Hochziehen, zur Seite ziehen. Grrr. Das war suboptimal. Außerdem wollte ich unbedingt nach Puls laufen. Ich hatte mir ein Maximum gesetzt. Leider musste ich viel zu häufig gegenregulieren, rauf und runter. Total doof! Nach Gefühl laufen ist doch besser! Das tat ich dann auch irgendwann, weil ich einfach nicht so richtig in meinen Flow kam.
Wie schon mein lieber Lauffreund Mark meinte, nicht zu viel Technik. Höre auch auf deinen Körper. Recht hat er!

Ab Kilometer 10 …

… hab ich dann ein bisschen Gas gegeben und nicht mehr auf den Puls geschaut. Alles lief gut. Beim Wechselpunkt 13,7 km, klatschte ich meine Kollegin freudestrahlend ab und stoppte meine Uhr bei 1:14. Coole Zeit. Allerdings zeigte meine TomTom 13,2 km an. Hm, was stimmt denn nun? Ach, egal.
Ich nehme natürlich die offizielle Kilometerangabe. Dann bin ich viel schneller. Ein bisschen „Schummeln“ muss auch mal sein und wer sagt denn, dass meine Uhr korrekt gemessen hat. Direkt nach dem Wechsel mache ich mich auf den Rückweg. Ich wechsle kurz mein Shirt und hänge die durchgeschwitzten Kurzshirts an mein Startnummernband zum Trocknen.

Dann gehe ich gemütlich im Abendsonnenlicht …

… am Wasser entlang in Richtung Rostocker Innenstadt. Eine knappe Stunde später bin ich am Start- und Zielbereich. Ich erledige alles Wichtige und mache mich dann auf die Suche nach dem „Jannys“ Eisladen, an dem ich beim Start vorbeigelaufen war. Finde ihn und verdrücke genüsslich einen großen Eisbecher, während meine Kollegen sich in Richtung Ziel bewegen. Allerdings kommen nur zwei von drei, und das auch extrem spät, am Zielbereich vorbei und somit rein. Da war etwas abgelaufen, was ich so nicht wusste. Spielt jetzt aber nicht die Geige. Die Vierte im Bunde haben wir dann am Ziel getroffen. Alles gut. Übrigens, wir wurden 51. Staffel, von 53. … nun ja … dabei sein ist alles!

Kleines Fazit: Cooles Laufevent. Nicht überlaufen. Gut organisiert.
Meine Strecke war auch hübsch, am Wasser lang und durch die Innenstadt. Ich hatte erst keine Lust, aber es hat sich gelohnt!