Was macht einen guten Wettkampflauf aus? Eine schnelle Strecke? Das applaudierende Publikum am Rande der Strecke? Große breite Straßen? Die besondere sportliche Herausforderung?
All dies hat der Teltowkanal Halbmarathon nicht (für mich) zu bieten. Trotzdem ist es hier in Teltow mein dritter Lauf in Folge. Mir gefällt der Rundkurs mit je 7 Kilometern am Wasser, entlang der ehemaligen Berliner Mauer. Hier ist es locker, entspannt, unkompliziert, unaufgeregt und naturbelassen.

Am Morgen des 5. November treffe ich mich mal wieder mit meinem “alten“ Kumpel Mark. Heute wollen wir zum ersten Mal zusammen einen Halben laufen, so ganz aus der Hüfte geschossen. Denn richtig trainiert sind wir beide nicht. Mark und ich sitzen im Bus. Es geht von Berlin Stadtmitte in Richtung Zehlendorf. Eigentlich fand ich die Idee Bus zu fahren, nicht so prickelnd. Bus fahren, in Berlin, bei den vollen Straßen?! Nee danke, Mark. Ich hatte aber nicht direkt ausgesprochen , was ich dachte und stimmte nach einigem inneren Murren zu. Schließlich kann ich nicht immer meinen Willen durchsetzten. Eine Fahrt mit dem Bus am Sonntagmorgen 8 Uhr ist allerdings angenehm. Das hätte ich nicht gedacht. Berlin liegt ja noch im Bett und die wenigen Autos auf den Straßen stören den Fluss durch die Stadt nicht. Wir nutzen die Zeit zum Schnattern. Nun ja, ich schnattere, wie immer. Mark hört zu. Diesmal gibt es auch wirklich eine große Neuigkeit. Nein – kein neuer Mann, keine Scheidung, kein Zusammenbruch.

Ich werde im Frühjahr 2018, nach 44 Jahren, meiner geliebten Stadt Berlin den Rücken kehren und mich beruflich bedingt, nach Kiel versetzen lassen. Wie das alles wird, vor allem privat, da habe ich nur vage Vorstellungen. Erstmal ist nur die Sache an sich Thema. Mark hört mir wie immer geduldig und interessiert zu. So vergeht die Zeit und ehe wir uns versehen, sind wir in Zehlendorf. Hier steigen wir um, in einen weiteren Bus und sind nach wenigen Stationen am Ziel unserer Reise angelangt: Teltow. Es soll der letzte offizielle Lauf für mich dieses Jahr sein. Herr Gott, bin ich wenige Wettkämpfe gelaufen. Ein absoluter Negativrekord an Wettkämpfen. Sind es fünf oder sechs gewesen? Keine Ahnung. Sonst jagte ein Wettkampf den Nächsten.

Der Teltowkanal

Was macht nun Teltow für mich, trotz seiner bescheidenen Rahmenbedingungen zu so einem tollen Event? Zuerst einmal – es ist der letzte Wettkampf in diesem Jahr und somit ein schöner Abschluss für 2017. Dann ist es die Jahreszeit. Ja, es ist Herbst – aber glücklicherweise hatte ich in den letzten drei Jahren immer gutes Wetter. Somit es ist die Farbenpracht der Bäume, der Sträucher an der Strecke, das Wasser, manchmal entspringt dem Kanal dieser Duft von Seeluft. Auch die reizvolle Rückseite der Strecke, hin zum Ziel, höllisch aufpassen ist hier angesagt, macht´s besonders. Wurzelmännchen hocken hier und warten darauf einem zum Stolpern zu bringen. Hier teilweise im Gänsemarsch laufen zu müssen, hat seinen Reiz, Wenn man eine gute Truppe erwischt und mit gleicher Pace am Teltowkanal entlang läuft … tapp, tapp, tapp … ist das ein fantastisches Gefühl, gemeinsam hier mit Gleichgesinnten zu laufen. Hier in Teltow laufe ich, um der Freude am Laufen willen. Natur sehen, riechen, spüren und nicht auf Bestzeit laufen. Andere bekannte Laufkollegen trifft man hier auch garantiert. Nach Teltow kommt die „Who ist who“ Welt der Läufer. Die Lockerheit ist sehr angenehm. Somit zählt Teltow zu meinen liebsten Laufevents. Und heute? Wie wird es heute werden? Definitiv wird es nicht regnen. Die Prognosen für den Tag waren gruselig. Schütten sollte es. Gut dass die Regenfront erst viel später in Berlin eintreffen soll. Ansonsten ist das leichte Novembergrau durchaus erträglich und vollkommen passend für diese Jahreszeit. Kleine Wolkenlücken lassen ab und zu das Blau des Himmels hervor blitzen, ebenso die Sonne. Mit 12 °Grad ist es kühl, zum Laufen perfekt. Na dann, auf zum AOK-Zelt und unsere Startnummer abgeholt und umgezogen. Im Umkleidezelt der AOK treffen wir auf „alte“ bekannte Gesichter. Wir schnattern miteinander, tauschen Neuigkeiten aus. Ich streue den Weggang nach Kiel bereits ein. Die Verantwortung für die durch mich gegründete WhatsApp und Facebook Läufer Gruppe, möchte ich abgeben. Diese von Kiel aus zu koordinieren macht keinen Sinn. Dort werde ich ganz von vorn anfangen oder gar andere Wege gehen. Schließlich liegt Kiel am Wasser.

AOK Nordost – Power Team
Mit Ottmar Lehmann von der AOK Nordost

Noch bin ich allerdings hier und schreibe meine Laufgeschichten. Was benötige ich dafür? Fotos! Also bitte ich meine Laufkollegen zum Gruppenselfie. Das Gruppenfoto für die AOK Nordost haben wir auch schon brav hinter uns gebracht. Danach husche ich kurz an dem Rand des Teltowkanals, um dort Pippi zu machen. Die örtlichen Gegebenheiten sind zu gering in der Zahl und verursachen lange Schlangen, diese meide ich, wenn möglich. Kur vor demz Start tun Mark und ich so, als wenn wir uns warm machen würden. Wir laufen einige Meter in die eine Richtung und dann einige Meter zurück. Das ist Warmmachen auf eher homöopathische Art. Dabei beklatschen wir die kleinen Stöpsel des Bambini-Laufes und erleben einen Vater, der seinen Sohnemann massiv unter Druck setzt „Komm, gibt alles … gleich bist du da …“ Der Kleine ist vollkommen am Ende und verliert auf unserer Höhe seine 2. Position. Armes Kerlchen, denken wir beide … Wie er schlussendlich ins Ziel kommt, werden wir nie erfahren.

Vor dem Start – Mark und ich

Mark und ich trotten zum Startbereich. Das Läuferfeld steht bereits, mit den Hufen scharrend bereit. Wir wursteln uns bis fast ganz nach hinten durch. Hier in Stress zu verfallen macht keinen Sinn. Heute laufen Mark und ich nach meinem Puls. Egal wie lange wir für die 21 Kilometer brauchen. Bei 170 bpm ist Schluss, mein anaerober Bereich beginnt bei 174. Der Startschuss fällt. Schön warm eingemummelt (mit Weste gegen den Wind) legen wir los. Was erwarten wir für eine Zielzeit für diesen Lauf? Um ehrlich zu sein, wir erwarten nur gut durchzukommen. Nicht mehr und nicht weniger. Trainiert speziell für einen Halben sind wir sowieso nicht. Heute hier zu laufen, war ja eher eine Schnapsidee von mir. „Nach jeder Runde sollten wir ein paar Fotos machen.“ sage ich zu Mark während wir mit der Horde an Menschen nach dem Start, rechts um die Ecke biegen, wo uns auch gleich ein zügiger Wind entgegen kommt. Wind, immerzu Wind. Es ist November. „Klar, machen wir so.“ meint Mark entspannt. Somit werden wir schon allein durch unsere Fotopausen nicht auf Bestzeit kommen. Die ersten 3 Kilometer sind etwas mühsam, da es viele Läufer auf dem ersten Teil der Strecke gibt. Tja wer sich hinten anstellt, um loszulaufen, muss sich nicht wundern mit dem ganzen Pulk laufen zu müssen. Schnatternde Frauengruppen, schniefende Männer, die nach 3 Kilometern schon nicht mehr können oder kleine Stöpsel, die wohl zu einer Klasse gehören, säumen unsere Laufstrecke. Noch möchte ich an all diesen Menschen vorbei. Denn auf der Rückseite des Kanals können wir nur im Gänsemarsch laufen und da will ich nicht unbedingt gehen müssen oder ständig überholen. Das ist ungünstig. Also hüpfe ich von Lücke zu Lücke und Mark mir hinterher.

Wir erreichen entspannt und im absoluten Wohlfühl-Bereich die Brücke und die Rückseite des Teltowkanals. Hoffentlich fädeln wir uns bei einer Laufgruppe mit passender Pace ein, denke ich. Jup! Wir haben Glück. Unsere Gruppe hat ein sehr angenehmes Tempo. Wie auf einer Perlenschnur aufgezogen, können wir nun bis zum Versorgungsstand bei Kilometer 5, laufen. Leider gibt es dort nur kaltes Wasser und keinen warmen Tee. Einen Schluck Wasser genehmigen wir uns trotzdem, auch um ein paar Schritte zu gehen. Schwuppdiwupp. Das Wasser ist hinter die Binden gekippt und weiter geht’s. Natürlich entsorge ich meine Becher im Beutel des Streckenpostens. Schließlich möchte ich meinen Mini-Beitrag zur Müllentsorgung leisten. „Danke.“ rufe ich dem Posten zu, der hier die ganze Zeit über stehen muss. Bei Temperaturen um 10°C und leichtem Wind, ist das bestimmt nicht angenehm. Zu Hause bei warmen Kaffee und Frühstückstoast zu sitzen, wäre in der Tat angenehmer. Ha! Ich darf mir heute Nachmittag zwei Stücken Zupfkuchen, inklusive selbst geschlagener Biosahne gönnen, fällt mir da ein. Marc, der den Posten meines Personal Trainers inne hat, gestattet mir heute diesen Genuss. Ansonsten sind Süßigkeiten (ausgenommen Honig und Marmelade am Wochenende und Obst) absolut tabu. Seit nunmehr drei Monaten ziehe ich das durch. Ich muss dazu mal etwas ausholen:

Ich bin mein ganzes Leben verrückt nach Süßem. Schokolade, Kuchen, Gummibärchen, Kekse. Meinem Bruder hatte ich manchmal Geld aus seiner Spardose geklaut, um mir Süßigkeiten zu kaufen. Diana und Süßigkeiten – das waren praktisch – ein und das Selbe. Seit zwei, drei Jahren kam ich immer wieder an den Punkt, dass ich selbst vollkommen genervt von meiner Sucht war. Da ich es mir leisten konnte zu Naschen, war es ja, rein gewichtsmäßig, kein Problem. Trotzdem wollte ich im Grunde davon weg. Meine Versuche gingen jedoch immer nur ganz begrenzt gut. Irgendwann holte mich der Zucker in Form von Duplo oder Eiscreme wieder ein. Marc, seit März der Mann an meiner Seite, der Mann meines Herzens ist derzeit mein Personal Trainer. So einen Coach muss man sonst für viel Geld buchen. Hupsi, ein Lauffreund und selbst Fitness-Coach, hatte sich mal angeboten, diesen Job bei mir zu übernehmen. Leider musste ich ihm damals sagen, dass ich mir das nicht leisten kann. Nun überprüft mein Mann mein Training und meine Ernährung. Er ist hart, aber auch weise und empathisch. Mit ihm zusammen bin ich nun seit 6 Monaten süßigkeiten-arm bzw. süßigkeiten-frei. Es gibt auch keinen Alkohol. Ich fühle mich gut, also wirklich richtig super. Nie in meinem Leben habe ich mich so wohl in meinem Körper gefühlt. Hupsi hat mich übrigens heute kurz vor dem Start gesehen und für gut befunden. Er meinte, ich hätte abgenommen und sähe gut aus, so wie es eine Läuferin tun sollte 🙂

Juni 2017 vor Mayas Kita, mit Marc 🙂

Nun aber wieder zurück zum Lauf. Mark und ich sind auf dem Weg zum Ziel. Die ersten 7 Kilometer haben wir überstanden, ging doch recht easy. Am hinteren Ende der Schleife, machen wir unser erstes Selfie. Mark macht Faxen. Ich schaue lieber hübsch aus 😉 Wir passieren den Startzielbereich und biegen rechts auf den Weg um den Kanal ab. Jup, die zweite Runde kann beginnen …
Es läuft rund, unsere Pace ist gleichbleibend, wir sind entspannt. Unterschwellig habe ich trotzdem das Gefühl, dass es heute nicht ganz so locker werden könnte. Irgendwann, so bei Kilometer 8, dreht sich Mark um. Eine weibliche Stimme sagt, „Ich habe mich mal bei euch ran gehangen.“. Okay. Klar, warum nicht, denke ich und laufe weiter. Oh schön, wir nehmen doch gern andere Läufer in unserem Windschatten mit. Ich selbst war vor 2 Jahren zufällig an einen sehr liebenswürdigen Helfer geraten, der mir letzten Endes zu einer neuen persönlichen Bestzeit für einen Halbmarathon verholfen hatte, Daniel Winter. Unseren Endspurt werde ich nie vergessen. Meine Neugier lässt mich dann doch nicht in Ruhe, ich drehe mich um, damit ich sehen kann, wen wir hier im Schlepptau haben. Ah, Ines – ein bekanntes Gesicht. Das ist ja eine sehr nette Überraschung. Ines hatte mich an einem Versorgungsstand des Berliner Halbmarathon in diesem Jahr angesprochen. Sie verteilte Wasser und ich war vor Freude fast geplatzt, als sie mich auf meinen Blog angesprochen hatte. Seitdem sind wir uns immer wieder beim AOK Lauftreff begegnet. Sie erzählt uns, das sie heute zum ersten Mal über 10 Kilometer laufen wird, also die 14 Kilometer Strecke. Ihr Sohn hat sich bereits von dannen gemacht, er sei viel schneller. Als sie uns gesehen hatte, dachte sie, wir laufen so schön gleichmäßig und ein passendes Tempo – da hängt sie sich jetzt mal dran. Dann sei herzlich willkommen liebe Ines sage ich zu ihr, wir begleiten dich gern bis ins Ziel, wenn du möchtest. Sie willigt ein. Damit ist es abgemacht. Ab jetzt sind wir bis zum Ende der zweiten Runde zu dritt. Nachdem wir gemeinsam die 10 Kilometer Marke überlaufen, machen wir unsere eigene LaOla-Welle. Ab hier läuft Ines auf ihren ganz persönlichen Laufrekord zu. Mark und ich bleiben ziemlich wortkarg, mir ist nicht nach schnattern, dafür ist es trotz des gemütlichen Tempos, doch zu anstrengend. Auf der hinteren Brücke gönnen wir uns alle ein Stück Traubenzucker und ein Selfie. Bitte lächeln und weiter geht es.

Ines, Mark und ich bei unserer kleinen Pause

Etwas über 3 Kilometer sind es für Ines bis zum Ziel. Na dann ab „nach Hause“. Ich laufe vorne, Mark folgt mir und zieht Ines hinter sich her. Das Gefühl, den Pacemaker für Ines machen zu können, ist toll. Es lenkt Mark und mich von der Tatsache ab, dass wir heute noch ganz schön ans Limit kommen werden. Am Versorgungsstand gönnen wir uns wieder einen Schluck Wasser und ein paar Schritte im Geh-Modus. Ines zieht sehr fit aus. Wir halten kurz Rücksprache und legen wieder los. Noch 1,5 Kilometer sind es bis ins Ziel. Wir überholen einige LäuferInnen, trotz des engen Pfades und werden ebenso von schnellen Läufern überholt, die bereits in ihrer dritten Runde für den Halbmarathon sind. Äußerste Vorsicht ist geboten. Alle vermeidlichen Stolperfallen sind vorbildlich farblich markiert, trotzdem sehen wir den Einen oder Anderen straucheln oder sogar fallen. Der letzte Kilometer ist angebrochen. Ich spreche Ines an, möchte ihr schon einmal alles Gute wünschen und gratulieren, da sie ohne uns beide ins Ziel einlaufen wird. Unsere dritte Runde führt uns nämlich kurz zuvor rechts entlang, sie wird weiter gerade aus laufen.
Durch meine Ablenkung gerät Ines ins stolpern und fällt. Ein großer Schreckmoment. Mark und ich helfen ihr auf. Glücklicherweise passiert ihr nichts! Oh mein Gott, das hätte auch ganz anders ablaufen können. Ines sortiert sich. Danach laufen wir gemeinsam weiter. Noch einmal kommt Ines ins Straucheln. Sie schiebt es auf ihre doch schon schwachen Beine. Vielleicht war sie aber noch einmal durch mich abgelenkt, da ich ja mein Anliegen wiederhole und sie anspreche. Wir bringen sie dann heile bis zur Treppe der Brücke am Startzielbereich und verabschieden sie dort. Alles Gute Ines, es war uns ein Vergnügen! Während Ines durchs Ziel läuft, biegen Mark und ich rechts in unsere letzte Runde ein. So, nun sind es für uns noch 7 Kilometer! Beide wissen wir, dass es nicht einfach wird. Mark tut die Rückseite, mir meine seitliche Oberschenkelmuskulatur etwas weh. Natürlich beißen wir die Zähne zusammen und jammern nicht rum. Mein Puls ist immer noch im Bereich um 165-170. Alles im grünen Bereich.

Wir biegen nun nochmal in den Zielbereich ein und wenden uns nach links, zum Kanal zu. Ab hier ist es ruhig. Es sind kaum noch Läufer auf der Strecke. Ich frage Mark, ob wir bei Kilometer 16 einen Traubenzucker-Stopp einlegen wollen und ein Foto machen. Klar, warum nicht, sagt Mark. Ich freue mich jetzt schon auf die Mini-Pause. Noch einmal die eine kleine Anhöhe hoch, wo uns wieder gut zugesprochen wird. Das wenige Publikum an der Strecke ist sehr liebenswürdig. Eine Dame ruft uns beiden zu: „Was für ein schönes Paar“. Ich bedanke mich bei ihr. Schließlich sind Mark und ich wirklich ein hübsches Lauf-Paar. Wir laufen sehr harmonisch miteinander. Anders möchte ich das Kompliment auch nicht annehmen. Mark (mein Freund) wird regelmäßig für meinen Mann (Marc) gehalten. Bei dem gleichen Namen, der sich nur durch die Schreibweise „k“ und „c“ unterscheidet, ist dies auch nicht verwunderlich. Dass mein Mann Marc in Südbaden lebt, hat nicht jeder auf dem Schirm.

Nach erklommener Anhöhe, der Traubenzucker-Pause und unserem Foto bei Kilometer 16, ist unsere Stimmung gut, auch wenn wir von nun an sehr still geworden sind. Die Strecke fordert ihren Tribut.
Da endlich die Brücke! Ab hier sind es nur etwas über 3 Kilometer! Das schaffen wir. Diesen Teil der Strecke laufe ich auch am Liebsten, somit dürfte es ab hier, wenn nicht körperlich, dann doch mental besser gehen. Der Kanal grüßt noch einmal mit einem Duft von herauf steigendem Wasser. Hm, das duftet nach Meer … das Licht der Sonne, welches sich im Wasser widerspiegelt, die herbstlichen Bäume und Sträucher hinterlassen ein wohl warmes Gefühl in meinem Herzen. Schön heute hier zu sein, denke ich! Es fordert mich, aber ich bin jetzt schon stolz auf mich. Kurz denke ich an Marc. Er wird auch stolz auf mich sein. Mein Herz wird noch einmal ganz warm. Wie wir uns lieben, trotz der Entfernung. Was für ein 6er im Lotto! Wer hätte das gedacht? Ich am aller wenigsten! Wir kommen am letzten Versorgungsstand vorbei. Wie im letzten Jahr, wird hier schon alles abgebaut. Das bereitgestellte Wasser ist alle. Schade! Wir lassen unsere Meinung dazu nicht unausgesprochen und setzen den Streckenposten davon Kenntnis. Nun ja, das ist ein Schwachpunkt bei diesem Lauf.

Brücke am Kanal

So, nun den letzten Kilometer bewältigen. Vorsichtig den großen Wackersteine-Weg rechts hoch. Hier kommt noch mal diese kleine Holzbrücke, an der ich ein paar Fotos „schießen“ möchte. Jetzt wo kaum jemand auf der Strecke ist, hoffe ich einen guten Blick auf die Brücke einfangen zu können. Jup. Passt. Dann links abgebogen. Die böse Stolperfalle hier, wird durch blutjunge Streckenposten abgesichert.
Dankeschön. Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Ziel. Mark und ich gratulieren uns schon mal, es gleich geschafft zu haben. Vorsichtig, umlaufen wir alle Wurzeln. Tapp, tapp, tapp …

Wir sind an der Treppe. Wieder gehen wir sie in Ruhe hoch und biegen links ein. Wir laufen auf das Ziel zu und fassen uns dabei an den Händen, die wir gleich hochreißen wollen. Der Mann am Mikrofon redet mit einer Dame. Wir bleiben kurz stehen und warten, dass er uns seine volle Aufmerksamkeit schenkt, schließlich wollen wir namentlich genannt werden, wenn wir im Ziel einlaufen. Dazu braucht er ja unsere Startnummer … Nach einem kurzen Pläuschchen mit dem Herrn und dem Klarstellen unseres Anliegens und warum wir gerade gehen, laufen wir nach ca. 2 Stunden und 23 Minuten ins Ziel – erschöpft, sehr glücklich und stolz fallen Mark und ich uns in die Arme. Unsere wohlverdiente Medaille nehmen wir freudestrahlend entgegen.

Glücklich, auf dem Weg nach Hause
Urkunde

Kurz hinter dem Ziel werden wir herzlich von Lauf-Kollegen begrüßt. Wir klatschen uns alle ab und wechseln kurz ein paar Worte. Lange können wir nicht hier stehen, sonst frieren wir und werden krank. Das geht nicht. Wir verabschieden uns und gehen ins AOK Zelt, um uns umzuziehen. Vor dem Zelt steht schon ein LKW und Arbeiter, die das Ganze abbauen wollen. Sind wir echt so spät dran? Wir ziehen uns schnellstmöglich um, lassen uns jedoch nicht hetzen. Die Arbeiter sind sehr verständnisvoll und lassen uns in Ruhe. Nachdem wir umgezogen und mit warmen Tee aufgewärmt sind, machen wir uns gaaaanz langsam auf den Weg nach Zehlendorf, um von dort mit dem Bus in die Berliner City zu fahren. Das Ganze geht nur in slow motion. Wir beide sind ziemlich fertig. Endlich im Bus sitzend werde ich nochmal daran erinnert, warum ich in Berlin nicht gern Bus fahre. Der M48 ist voll und braucht durch Steglitz gefühlt 100 Jahre, um endlich vorzeigbar voran zu kommen. Heute ist auch noch verkaufsoffener Sonntag und die Schlossstraße rammelvoll. Herrje, haben Menschen keine anderen Hobbys, als dem Konsum zu huldigen. Nun ja, jedem sein Hobby. Ich sollte da tolerant sein. Leider wird mir innerhalb der Busfahrt übel. Die Luft ist schlecht. Ich versuche mich zu entspannen und etwas zu dösen. Beim nächsten Mal fahren wir doch mit der S-Bahn von Teltow-Stadt, denke ich. Ach ja, ich werde ja nicht mehr in Teltow starten. Nächstes Jahr bin ich zu dieser Zeit in Kiel. Das wird aufregend!

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